Der schwedische Komponist Wilhelm Stenhammar (1871-1927) war von 1907 bis 1921 Chefdirigent der Göteborger Symphoniker. Die auf dieser SACD gespielten Werke stammen alle aus dieser Zeit.
Die Bühnenmusik zu Shakespeares ‘Romeo und Julia’ op. 43 entstand für eine Inszenierung des Regisseurs Per Lindberg am Göteborger Lorensbergstheater, deren Bühnenausstattung, wie im Textheft steht « in einer Art ‘Jung-Renaissance’ mit an Giotto orientiertem, neusachlich reduziertem Bühnenbild ». Entsprechend einfach ist auch die – wie Griegs Holberg-Suite – auf barocke Vorbilder zurückgehende Bühnenmusik mit Pastorale, Corrente, Gavotte und Sarabande. Diese Einfachheit setzt Neeme Järvi in seiner Interpretation mit viel Charme und federnder Leichtigkeit um.
Ausgesprochene Raritäten sind auch ‘Reverenza’ und die beiden ‘Sentimentalen Romanzen’ für Violine und Orchester op. 28. Die ‘Reverenza’ ist eine neoklassisch bis neobarocke Musik, die ‘Sentimentale Romanzen’ sind ganz das, was der Titel sagt. Järvi und der Solistin Sara Trobäck ist es hoch anzurechnen, dass die die Werke mit feinem, wachen Raffinement nach dem Prinzip ‘Weniger ist mehr’ spielen.
Von ganz anderer Faktur ist die symphonische Kantate ‘Sangen’ op. 44. Es ist ein großformatiges Chorwerk zum 150-jährigen Bestehen der Königlichen Musikalischen Akademie in Stockholm. Es geht darin, wie Bo Wallner sagt, um die « Musik als eine Angelegenheit von religiöser Dignität“
Ture Rangströms Gedicht ist in zwei Teile gegliedert. Der erste schildert das Erwachen einer mythischen Figur namens ‘Sangen’, wobei ‘Sangen’ sowohl ‘Lied’ als auch ‘Singen’ bzw. ‘Gesang’ und im weitesten Sinn ‘Musik’ meinen kann. Im zweiten Teil geht es um ein ‘heiliges Fest’ in einem zu Ehren von ‘Sangen’ errichteten Tempel, wobei die Wichtigkeit der Musik für das menschliche Leben unterstrichen wird.
Die Musik ist über weite Strecken pastoral und auch feierlich, manchmal etwas dramatischer, ja sogar tänzerischer. Stilistisch denkt man an Wagner, aber auch an Mahlers Achte. Das Werk endet in poetischer Ruhe.
Mit guten Solisten und einem engagierten Chor und Orchester kann Neeme Järvi dem Werk Größe und Ernsthaftigkeit, aber auch viel Reflektives geben, ohne die Musik je pathetisch klingen zu lassen. Mithin gelingt dem Dirigenten so eine schöne Hommage an Wilhelm Stenhammar.