Komponistinnen und Interpretinnen dieser Aufnahme sind allesamt Frauen. Nur die technische Seite wurde von einem Mann betreut, nämlich von Toningenieur Stephan Cahen.
Und ob bei jeder derartigen Aufnahme der Hinweis im Presstext, wie toll doch komponierende Frauen schrieben und schreiben, nicht viel mehr den Eindruck erweckt, mit den vielen Worten müsse ein Zuwenig an Qualität ausgeglichen werden, mag man sich fragen. Denn die, die es wissen wollen, kennen schon länger die hochwertigen Beiträge von weiblicher Seite. Und die anderen sind sowieso nicht zu überzeugen. Che si può fare?
Im uns vorliegenden digitalen Album sind insgesamt elf Werke zu hören, zwei mehr als im physischen Exemplar. Zwei ausgewachsene Trios und ansonsten kürzere Stücke vermitteln einen Überblick über 450 Jahre Musikgeschichte. Von Vittoria Aleotti und Barbara Strozzi im17. Jahrhundert bis zum Jahr 2022 zu Rosa Linn und damit auch TikTok reicht die Spanne.
Dabei haben die Kompositionen gar keine Lobhudelei nötig. Sie sprechen überzeugend durch sich selbst, zumal wenn sie in so hochwertig engagierten Interpretationen wie denen vom Boulanger Trio gereicht werden. Mit ihrer zwölften Einspielung mit dem mit Virginia Woolf, einer weiteren unerschrockenen Frau, verknüpften Titel bieten die Musikerinnen eine spannende Zeitreise an.
Dabei gelingen dem Boulanger Trio wieder einmal starke Deutungen, wenn z. B. fast schon gespenstische Klänge in Postscriptum von Lera Auerbach erzeugt werden oder in den beiden Trios auch der Zusammenhalt und Kontext der großen Form zusammengebunden werden. Immer wieder glänzend gelingt ihnen auch das Miteinander ihrer drei Stimmen im sorgsam ausgewogenen Gespinst der immer anwesenden Einzelstimmen.
Einen himmlischen Eindruck hinterlassen die drei Stücke aus dem Zyklus Clairières dans le ciel auf Gedichte aus der Sammlung Tristesses von Francis Jammes, die durch den Reichtum an Themen und Tonalitäten bemerkenswert sind und mit ihrer Aufrichtigkeit des Ausdrucks einnehmen, was das Trio wunderbar umsetzt.
Und die hochimpulsiv und intensiv gespielten letzten drei Werke von Barbara, Keys und Strozzi zeugen nochmals von der Wandelbarkeit und Mitteilungskraft des Ausdrucks im Spiel des Boulanger Trios.
The composers and performers on this recording are all women. Only the technical side was supervised by a man, namely sound engineer Stephan Cahen. And one might also wonder whether the reference in the press release to how great women composers are at writing and composing does not give the impression that the many words are intended to compensate for a lack of quality. After all, those who want to know have long been aware of the high-quality contributions from women. And the others can’t be convinced anyway. Che si può fare?
A total of eleven works can be heard on this digital album, two more than on the physical copy. Two full-length trios and other shorter pieces provide an overview of 450 years of music history. The span ranges from Vittoria Aleotti and Barbara Strozzi in the 17th century to Rosa Linn and thus also TikTok in 2022.
The compositions do not need any adulation. They speak convincingly for themselves, especially when they are presented in such high-quality, committed interpretations as those of the Boulanger Trio. With their twelfth recording of the title associated with Virginia Woolf, another intrepid woman, the musicians offer an exciting journey through time.
The Boulanger Trio once again succeeds in creating strong interpretations, for example when almost ghostly sounds are produced in Postscriptum by Lera Auerbach or when the cohesion and context of the large form are tied together in the two trios. Time and again, they also succeed brilliantly in bringing their three voices together in a carefully balanced web of individual voices that are always present.
The three pieces from the cycle Clairières dans le ciel on poems from the collection Tristesses by Francis Jammes leave a heavenly impression, remarkable for the richness of their themes and tonalities and captivating with their sincerity of expression, which the trio realizes wonderfully. And the last three works by Barbara, Keys and Strozzi, played with great impetus and intensity, once again testify to the versatility and communicative power of expression in the Boulanger Trio’s playing.