Sergei Rachmaninovs ‘Ganznächtliche Vigil’ op. 37 (auch als Vesperliturgie – englisch: Vespers – oder ‘Das große Morgen- und Abendlob’ bekannt) entstand für die Praxis eines Gottesdienstes am Vorabend kirchlicher Feiertage, in dem die Gesänge zwischen Gebeten und Lesungen erklingen.
Diese Komposition hat man schon von vielen Chören gehört, und diese live gemachte Neuaufnahme unterscheidet sich erheblich von jenen russischer oder bulgarischer Chöre. Unter Nicolas Fink klingt der WDR Rundfunkchor feiner und in einem gewissen Sinne westlicher als die Konkurrenten aus dem Osten. Und das ist kein Nachteil, denn der manchmal fette und mit Pathos geladene ‘Ostklang’ mag vielleicht authentischer sein, aber er nimmt der Musik auch viel von ihrem Raffinement. Dabei singt der WDR-Rundfunkchor durchaus auch sehr expressiv und nimmt den Hörer durch die geistige Tiefe der Interpretation gefangen.
Der Chorklang ist wunderbar ausgewogen, und zeichnet sich durch Klangschönheit, eine große Dynamik und eine perfekte Intonation aus. Der Schweizer Dirigent hat ideale Tempi gewählt, die die Dramatik der Musik an geeigneten Stellen betonen und himmelstrebende Steigerungen erzielen, auf der anderen Seite aber auch gedämpfte und friedlich Stimmungen erlauben. Insgesamt eine exquisite und inspirierende Darbietung von ungewöhnlicher Schönheit!