Dem Hörer geht es mit diesem Liederprogramm, als ob er in ein warmes Sprudelbad eintauchen würde: es tut einfach gut. Die französisch-dänische Sopranistin Elsa Dreisig und der Pianist Jonathan Ware widmen sich auf ihrem Album ‘Morgen’ den Vier Liedern und den Vier letzten Liedern von Richard Strauss, den Romanzen Sergei Rachmaninovs und einigen Liedern von Henri Duparc. Es sind überwiegend verträumte, zarte Melodien, in die sich die Weltersteinspielung von Aux étoiles für Klavier solo in der einfühlsamen Interpretation von Jonathan Ware wunderbar einfügt.
Mit ihrer warmen und für eine Neunundzwanzigjährige sehr reifen Sopranstimme nimmt uns Elsa Dreisig mit auf eine bewegende Reise durch vor allem ‘letzte Lieder’, die vier von Strauss, die der Komponist im hohen Alter und kurz vor seinem Tod schrieb, sowie die sechs Lieder aus Rachmaninovs Opus 38, die ebenfalls seine letzten waren, obschon er zu ihrer Entstehungszeit, 1916, noch weit vom Tod entfernt war. Aber nachdem er 1917 seine Heimat für immer verlassen hatte, komponierte er ja nicht mehr besonders viel.
Elsa Dreisig bewegt sich mit einer stupenden stilistischen Sicherheit in diesen Liedern, deren Poesie sie äußerst subtil umsetzt. Immer wenn die Musik, ob bei Rachmaninov, Duparc oder Strauss, ‘traumhaft wird’ gelingt es ihr, die reale Welt zu verlassen und uns in die dunstig-ätherische Traumwelt zwischen Liebe und Tod zwischen Naturfrühling und Herbst, zwischen Sehnsucht, Hoffnung und Enttäuschung zu entführen.
Es sind die pure Schönheit des Vortrags, die Emotionen, die gestalterische Fantasie, die schillernden Farbe und die poetische Kraft, die dieses Programm so bezaubernd werden lassen. ‘Stirn, vergiss du alles Denken’, heißt es in Hermann Hesses Beim Schlafengehen. Das gilt für dieses Recital, dem sich der Hörer ohne zu denken hingeben kann, um in ein wunderbares Gefühlsbad einzutauchen.