Benjamin Godard (1849-1895) komponierte seine Oper ‘Dante’ im Jahre 1890 auf ein Libretto von Édouard Blau, das in romantisierter Form und mit vielen Abweichungen von der biographischen Wahrheit die Liebe des italienischen Dichters Dante Alighieri zu Beatrice di Folco Portinari beschreibt und diese mit Intrigen gegen Dante und dessen Verbannung aus Florenz verbindet. Auch Dantes Göttliche Komödie fließt mit in den Text ein, der Godard die Gelegenheit gibt, seine Musik mit sehr dramatischen Effekten auszustatten, so. z.B. wenn es darum geht, die Hölle zu beschreiben.
Godards Oper wurde vom Pariser Publikum und der Kritik dennoch nicht besonders wohlwollend aufgenommen, und das Werk verschwand alsbald in der Versenkung, der es 2016 die Forschungsarbeit des ‘Palazetto Bru Zane’ entriss.
Ulf Schirmer nutzt die Mittel, die ihm der Komponist gibt, um die Oper in einer wirklich starken Aufführung wirkungsvoll werden zu lassen. Dennoch muss man sagen, dass die beiden ersten Akte gegenüber den zwei letzten relativ schwach sind, weil dort die dramaturgischen Höhepunkte fehlen, die den dritten und auch den vierten Aufzug so grandios werden lassen.
Die Sänger dieser Aufführung tragen ihrerseits viel zum guten Eindruck bei, den diese Produktion hinterlässt. Da ist zunächst der lettische Tenor Edgaras Montvidas, der die umfangreiche Rolle des Dante singt und stimmlich wie darstellerisch beeindruckt. Jean-François Lapointe singt die Rolle des Bardi sehr gepflegt und ausdrucksvoll. Rachel Frenkel ist eine gute Besetzung für die Rolle der Gemma, der Vertrauten von Béatrice. Diese wird von Véronique Gens dargestellt, die einmal mehr ihre großartige Kunst beweist. Sie lebt ihre Rolle mit einem perfekt artikulierten und fein nuancierten Gesang. Die Nebenrollen sind ausgezeichnet besetzt, und der großartige Chor des Bayerischen Rundfunks ist ein weiteres Atout dieser Wiedergabe, die alles hat, um Godards Oper zum dem Erfolg werden zu lassen, der ihr mehr als ein Jahrhundert lang verwehrt blieb.