Das Label Berliner Philharmoniker Recordings veröffentlicht Rachmaninovs Klavierkonzert Nr. 2 sowie Solowerke mit Kirill Gerstein als Solist. Wer zunächst beim etwa dumpfen und so gar nicht der Philharmonie entsprechenden Klang der Aufnahme aufgeschreckt wird, sollte zur Kenntnis nehmen, dass die Aufnahme am 25. Juni 2022 beim traditionellen Saisonabschlusskonzert der Berliner Philharmoniker auf der Berliner Waldbühne entstand, wo Gerstein übrigens für den erkrankten Daniil Trifonov eingesprungen war. Kein schlechter Tausch, stellt man doch fest, dass Dirigent Kirill Petrenko und der Pianist in ihrer im ersten Satz etwas nervösen und teils explosiven Gestaltung perfekt harmonieren. Das Adagio sostenuto legen sie flüssig und aber auch gar nicht süßlich an. Und im Allegro scherzando stieben die Funken. Wo Trifonov (mit Nézet-Séguin) immerhin 12’16 brauchte, und die meisten Aufnahmen mehr als 11 Minuten anzeigen, sind Gerstein und Petrenko mit 10’40 noch schneller als Khatia Buniatishvili und Paavo Järvi (10’43). Dabei hat man nie den Eindruck, dass zu schnell gespielt wird. Im Gegenteil, die Musik profitiert von den geschärften Kontrasten zwischen langsamen und schnellen Teilen des Satzes, und die virtuose Coda ist absolut elektrisierend.
Neben kleineren Stücken spielt Gerstein dann im Soloteil die Corelli-Variationen. Zwischen den Fortissimi und den Pianissimi gibt es bei Serge Rachmaninov eine ganze Klangwelt, die nur Pianisten, die zu Nuancen fähig sind, zu Gehör bringen können. Kirill Gerstein ist einer von ihnen! Er erkundet Rachmaninovs dynamische Bandbreite und seine hier sehr spannende Rhythmik in all ihren Möglichkeiten. Indem er einfache Effekte ablehnt, verleiht er ihr Intelligenz und Strenge, wobei er die melodische Linie und die Leidenschaft beibehält.
The Berliner Philharmoniker Recordings label releases Rachmaninov’s Piano Concerto No. 2 as well as solo works with Kirill Gerstein as soloist. Those who are initially startled by the recording’s somewhat muffled sound, which is not at all in keeping with the Philharmonie, should note that the recording was made on June 25, 2022, at the Berliner Philharmoniker’s traditional season-ending concert at Berlin’s Waldbühne, where, incidentally, Gerstein had stepped in for Daniil Trifonov, who had fallen ill. Not a bad swap, since conductor Kirill Petrenko and the pianist harmonize perfectly in their somewhat nervous and at times explosive performance in the first movement. The Adagio sostenuto is fluid and not at all cloying. And in the Allegro scherzando the sparks fly. Where Trifonov (with Nézet-Séguin) needed 12’16, and most recordings show more than 11 minutes, Gerstein and Petrenko with 10’40 are even faster than Khatia Buniatishvili and Paavo Järvi (10’43). Yet one never gets the impression that the playing is rushed. On the contrary, the music benefits from the sharpened contrasts between slow and fast parts of the movement, and the virtuosic coda is absolutely electrifying.
In addition to smaller pieces, Gerstein then plays the Corelli Variations in the solo section. Between the fortissimi and the pianissimi, there is a whole world of sound in Serge Rachmaninov that only pianists capable of nuance can make heard. Kirill Gerstein is one of them! He explores Rachmaninov’s dynamic range and his here very exciting rhythms in all their possibilities. Rejecting simple effects, he gives it intelligence and rigor, while maintaining melodic line and passion.