Die drei Brüder Erik, Ken und Mark Schumann bilden zusammen mit der Bratschistin Liisa Randalu das ‘Schumann Quartett’. Sie gehören, so verlautet, zu den jungen Wilden. Der stürmische Einstieg in Haydns Streichquartett B-Dur (Sonnenaufgang) beweist es. Die Interpreten verwechseln offenbar das ‘con spirito’ mit ‘con fuoco’ und werden auch im weiteren Verlauf dieser Musik nicht gerecht, die doch die Summe der klassischen Quartettkunst von Haydn ist und, so sehr ihr Lebendigkeit und Inspiration guttun, auch einen gepflegten Klang verlangt. Und gerade da hapert es.
Auch Takemitsus ‘Landscape’ ist für meine Begriffe etwas harsch geraten, wodurch die raffinierten Klangverwebungen der Komposition nicht zur Geltung kommen.
Bartok verträgt den scharfen Klang des ‘Schumann Quartetts’ besser, und somit ist dies eine brauchbare Alternative zu den Einspielungen des ‘Ungarischen Streichquartetts’ (DG), des ‘Emerson Quartet’ und vor allem des ‘Vegh Quartet’. Immerhin kommt die beunruhigende Atmosphäre des ersten Satz gut zur Geltung, genau wie die fieberhafte Rhythmik des zweiten. Herausragend ist die klangliche Gestaltung des Lento, einer Elegie, die hier sehr ergreifend wirkt.
Da Arvo Pärts Musik Zeit braucht, auf natürlichem Atem beruhen muss und nicht forciert werden darf, hatte ich befürchtet, die Interpretation des ‘Schumann Quartetts’ könne in eine falsche Richtung laufen. Doch nein, die vier Musiker lassen ‘Fratres’ in einer vertiefenden Ernsthaftigkeit die Zeit, die das Stück braucht, um sich zu entfalten. Die an und für sich karge Musik braucht kaum Dramatik, keine Theatralik und schon gar keine Gefühls- und Bedeutungsbäder. In der völligen Reinheit seiner Sprache wirkt Pärt am eindringlichsten…