Die eminent musikalischen und lyrischen Qualitäten eines Marimba Ensembles zeigte das ‘Wave Quartet’ gestern Abend im Zyklus ‘Camerata’ der ‘Solistes Européens Luxembourg’ in der Luxemburger Philharmonie. Remy Franck war für Pizzicato im Publikum.
Mit einer Bearbeitung von Josh Grobans ‘The Wandering Kind’ begann das Quartett seine Darbietung und begeisterte mit ebenso viel Spontaneität wie federndem Klang.
Emmanuel Séjournés halbstündiges Konzert für Marimba und Streichorchester hatte ich auf der letzten CD des Ensembles gehört (zur Rezension) und erlebte es gestern noch einmal in einer Fassung für vier Marimbas und Schlagzeug. Und was in der Orchesterfassung leicht trivial klingt, gewinnt in der in diesem Konzert uraufgeführten Fassung ohne Streicher viel an Unmittelbarkeit und Authentizität, es klingt im Großen und Ganzen wahrhaftiger, und die vier Musiker Bogdan Bácanu, Christoph Sietzen, Emiko Uchiyama und Vladi Petrov erlaubten es dem Ohr, sich ganz auf ihr Können zu konzentrieren und die makellose Technik sowie das faszinierende Ensemblespiel zu genießen. Ob mit gewissermaßen schwebenden und ätherischen Klängen, die die klangästhetischen Eigenschaften des Marimbas besonders gut zeigen, oder mit rhythmischem Impuls und Steigerungen mit geradezu orchestralen Effekten: hier wurde die ganze Klangwelt der Marimbas erforscht.
In den beiden Piazzolla-Bearbeitungen ‘Milonga del Angel’ und ‘Libertango’ (zu hören auf der CD Loco) funktionierte das Wave-Ensemble mit einem Maximum an Raffinement in fast choreographischer Klanginszenierung und trieb damit das Publikum zu wild-begeistertem Applaus.
Eingeleitet wurde der Abend mit einer Solo-Performance des jungen luxemburgisch-österreichischen Perkussionisten Christoph Sietzen. Mit ‘Rebonds A & B’ von Iannis Xenakis und seinen frenetischen Rhythmen, die am Ende in Stille kollabieren, zeigte Sietzen mit einem faszinierenden Klangsinn und einer fast transehaften Energie die ganze Komplexität dieses zwischen 1987 und 1989 entstandenen Meisterwerks der Schlagzeugliteratur. Sietzen gelang es, die Räumlichkeit (Spatialité) der Musik von Xenakis wunderbar zu strukturieren. So muskulös die Darbietung auch gewesen sein mag, so sehr beeindruckte sie auch durch ihre gleichermaßen archaisch-elementare und elegante Musikalität.
Für sein Stück ‘Merlin’ inspirierte sich der amerikanische Komponist Andrew Thomas in Edwin Arlington Robinson gleichnamigem Gedicht über die Zerstörung von König Arthurs Hofstaat. Die Musik beginnt mysteriös – hier wunderbar sensualistisch dargeboten von Christoph Sietzen – und endet mit komplexen, ja fast chaotisch wirkenden Rhythmen, die Sietzen in einem großen Kraftaufwand strukturierte und zu einer kontrastreichen Musik band.
Das Stück ‘One study, one Summery’ des neuseeländischen Komponisten John Psathas verbindet vor dem Hintergrund einer präparierten Tonaufnahme ein Marimba und diverses Schlagzeug. Sietzen gelang damit eine spektakuläre Performance, in der seine immer ausdrucksvolle und hoch eloquente Körpersprache sich mit dem Musikalischen optimal verband.