Es gibt Interpretationen, die einen mitreißen wegen ihrer Kraft, ihres Pulsierens, ihrer Brillanz und Farbenpracht. Und es gibt die, die einen wegen purer Sublimierung der Musik faszinieren. Diese Produktion von BIS gehört zum größten Teil jedenfalls in diese Kategorie.
Sofort in Telemanns Konzert für Blöckflöte und Flöte bezaubern uns Sharon Bezaly und Michala Petri zusammen mit dem Swedish Chamber Orchestra in einer interpretativen Gemeinsamkeit, die zu genau dieser Sublimierung führt, die so selten ist. Wo so aufeinander gehört wird, wo so gemeinsam musiziert wird, aus einem Geist heraus, mit so viel Atem, mit so viel Sinn für Klangkultur und Klangschönheit, mit so viel Raffinesse, wo so viel warmes Licht in die Musik gebracht wird, wo so fein ziseliert wird, sind perfekte Diener der Musik am Werk. Ob sanft und schwebend oder mit alertem Schwung, die Musik ergreift uns, vibriert und ist sinnlich. Von den erhabenen Liebkosungen der beiden Largos bis zu den virtuosen Eskapaden des schnellen Sätze entführen uns die Interpreten in eine Welt, in der alle Metamorphosen möglich sind, in der Träume und Staunen immer wieder neu entstehen.
Diesen Sinn für Formen und Farben, für Balance und Gewichtung, für die Essenz der Musik findet sich auch in der Tarentella von Camille Saint-Saëns.
Franz Doppler (1821-1883) schrieb sein Flöten-Doppelkonzert für sich und seinen Bruder Karl (1825-1900). In dieser Aufnahme wechseln sich Walter Auer (Soloflöte bei den Wiener Philharmonikern) und Sharon Bezaly ab. Er spielt die erste Flöte bis zur Mitte des 2. Satzes, sie übernimmt dann bis zum Ende des Werks. Dabei werden nicht nur technisch allerhöchste Ansprüche erfüllt, denn auch musikalisch machen die beiden Solisten und das von Thomas Dausgaard dirigierte Schwedische Kammerorchester ein wirkliches Juwel aus diesem Werk. Die sublime Verflechtung beider Instrumente im Andante ist genauso phänomenal wie der leichte, ätherische letzte Satz.
Die Bachiana Nr. 6 von Heitor Villa Lobos ist für Flöte und Fagott geschrieben, und Sharon Bezaly und Bram van Sambeek sind großartige Interpreten in diesem Stück
Beendet wird das Programm mit einer Bach-Suite in der Bearbeitung von Gustav Mahler. Diese Musik bringt uns nach den Höhenflügen zunächst einmal auf den Boden zurück. Die Badinerie lässt uns freilich noch einmal kurz abheben, aber ansonsten kann man in Mahlers Bach-Krapfen-Welt nur sehnsüchtig an den originalen Telemann zurückdenken.
There are interpretations that carry you away because of their power, their pulsation, their brilliance and colorfulness. And there arethose that fascinate because of pure sublimation of the music. This BIS production belongs for the most part in this category.
Immediately in Telemann’s Concerto for recorder and flute, Sharon Bezaly and Michala Petri, together with the Swedish Chamber Orchestra, enchant us in an interpretative commonality that leads to precisely this sublimation that is so rare. Where they listen to each other in such a way, where they make music together out of one spirit, with so much breath, refinement and beauty, where so much warm light is brought into the music, where it is so finely chiselled, perfect servants of the music are at work. Whether soft and floating or with alerter momentum, the music takes hold of us, vibrates and is sensual. From the sublime caresses of the two largos to the virtuoso escapades of the fast movement, the performers whisk us away to a world where all metamorphoses are possible, where dreams and wonder are constantly renewed.
This sense for forms and colors, for balance and weighting, for the essence of music is also found in the Tarentella by Camille Saint-Saëns.
Franz Doppler (1821-1883) wrote his Flute Double Concerto for himself and his brother Karl (1825-1900). In this recording, Walter Auer (principal flute with the Vienna Philharmonic) and Sharon Bezaly take turns. He plays the first flute until the middle of the 2nd movement, and she then takes over until the end of the work. Not only are the very highest technical standards met, but musically the two soloists and the Swedish Chamber Orchestra, conducted by Thomas Dausgaard, make a real gem of this work. The sublime interweaving of both instruments in the Andante is just as phenomenal as the light, ethereal last movement.
Bachiana No. 6 by Heitor Villa Lobos is written for flute and bassoon, and Sharon Bezaly and Bram van Sambeek are great performers in this piece
The program ends with a Bach suite in Gustav Mahler’s arrangement. After the previous flights of fancy this music brings us back down to earth. The Badinerie admittedly lets us take off again briefly, but in Mahler’s Bach-Krapfen world one can otherwise only think back longingly to the original Telemann.