Evgeny Sudbin ist einer jener Pianisten, die vom breiten Publikum nicht ihrem künstlerischen Rang entsprechend wahrgenommen werden. Das Publikum zieht es leider vor, sich einem Lang Lang zu Füssen zu werfen, dessen konzeptloses Show-Interpretieren auf mich wirkt, als wedle der Schwanz mit dem Hund… Jeder, der weiß, was Klavierspielen in höchster Meisterschaft ist, wird sich an Sudbins Medtner-Rachmaninov-Platte nicht satt hören können.
Seine Medtner-Interpretationen werden vom Musikalischen und nur vom Musikalischen bestimmt. Er spielt virtuos, gleichzeitig vertiefend und mit einer immensen Spontaneität. Sein spannungsgeladener Zugriff und sein weites Dynamikspektrum geben der Musik bei aller Intensität eine sehr große, sehr lebendige Feinheit. Eine reife Leistung!
Die Präludien von Sergei Rachmaninov erklingen hier ohne jede Schwerblütigkeit: Sudbin legt Wert auf eine Kantabilität ohne Süße, die ihren Reiz aus einem Fluidum und einer Rhythmik zieht, die ihresgleichen suchen. Seine enormen pianistischen Mittel setzt der Pianist nie selbstzweckmäßig ein. Sie sind Teil einer spürbaren inneren Kraft, die Gefühlszustände und Stilmittel in Einklang bringt.