Richard Strauss: Violinkonzert d-Moll op. 8 + Aus Italien op. 16; Robert Kowalski, Violine, Orchestra della Svizzera Italiana, Markus Poschner; 1 CD cpo 555126-2; Aufnahme 12/2016, Veröffentlichung 11/2017 (76'08) - Rezension von Remy Franck

Das Violinkonzert, das der 17-jährige Richard Strauss 1881 komponierte, ist sehr verschieden vom späteren Schaffen des Komponisten. Seine eigene Sprache hatte er zu dem Zeitpunkt noch nicht gefunden. Das klassisch gehaltene Werk erinnert an Mendelssohn, vielleicht ein wenig auch an Schumann. Dennoch handelt es sich um ein erstaunlich reifes Werk, das auch für den Solisten eine technische wie vor allem gestalterische Herausforderung ist. 

Robert Kowalski, der Konzertmeister des ‘Orchestra della Svizzera Italiana’, spielt das Werk sehr natürlich, und in Verbindung mit dem sehr prägnanten Orchesterklang kommt es im ersten Satz zu einem spannenden Musizieren. Der kantable zweite Satz ist sehr charmant und der dritte sehr virtuos. Nicht zuletzt dank des in der Attacke frisch und energisch klingenden Orchesters ist die Interpretation jener von Thomas Albertus Irnberger mit dem ‘Israel Chamber Orchestra’ (Gramola) überlegen.

Die dem Dirigenten und Strauss-Förderer Hans von Bülow gewidmete Tondichtung ‘Aus Italien’ zeichnet sich laut dem Widmungsträger durch die « Üppigkeit von Einfällen » und den « Reichtum von Beziehungen » aus. Strauss war 23, als er diese Komposition schuf, die ihn deutlich auf dem Weg zu seinen späteren Tondichtungen zeigt.

Der erste Satz ‘Auf der Campagna’ entwirft ein musikalisches Bild, das, so Strauss selber, « die Stimmung wiedergibt, die der Komponist beim Anblick der weiten, in Sonnenglut getauchten römischen Campagna von der Villa d’Este aus gesehen, empfand“. Poschner dirigiert den Satz sehr suggestiv und mit großer narrativer Kraft.

Der 2. Satz, ‘In Roms Ruinen’, ist ein Scherzo, das Poschner und sein Orchester kräftig aufpäppeln. Das folgende Andantino, ‘Am Strande von Sorrent’, ist laut dem Komponisten eine « zarte Musik der Natur, die das innere Ohr im Säuseln des Windes in den Blättern, in dem Gesang der Vögel und allen den feinen Naturstimmen, in dem fernen Rauschen des Meeres, von dem ein einsamer Gesang ans Ufer schallt, vernimmt… ». Das Schweizer Orchester realisiert die Tonmalerei absolut hinreißend.

Das Finale ist eine humorvolle Tarantella auf Themen, die Strauss sich in Neapel notierte, darunter ‘Funiculi, Funicula’. Poschner inszeniert den « tollen Orchesterspuk » (so Strauss) energetisch und gleichzeitig mit genuinem Charme.

Markus Poschner’s Strauss performances with the Orchestra della Svizzera Italiana are full of communicative energy, superbly characterized and splendidly played by the orchestra. In the Violin Concerto, Robert Kowalski shows evident feeling for this work composed by a 17-year-old composer. He makes the very most of the music.

 

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