Nun ist also ein weiteres musikalisches Abenteuer von Matthias Goerne zu seinem ergreifenden Ende gekommen. Zwölf Aufnahmen mit insgesamt 142 berühmten und weniger bekannten Liedern, zudem die drei Zyklen mit nochmals 59 Liedern des großen Franz Schubert sind fertig gestellt und in neun ‘Volumes’ herausgegeben worden. Sieben Pianisten sind an dem Unternehmen beteiligt gewesen. Von ihnen hat Christoph Eschenbach die drei Zyklen betreut: ‘Die schöne Müllerin’, ‘Schwanengesang’ – mitsamt einer eindrucksvollen, zum Nachdenken anregenden Deutung der letzten Klaviersonate B-Dur, D. 960 – und nun, abschließend, ‘Winterreise’.
Wieder bestätigen die beiden Interpreten ihre enge Partnerschaft, die noch durch die Aufnahmetechnik einsichtiger wird: Man kann tatsächlich von Homogenität sprechen, vor allem aber von einer Vertrautheit, einer musikalischen Seelenverwandtschaft, wie man sie nur selten erlebt.
Einer versteht es, auf den andern zu hören, jeder weiß genau, was der andere im nächsten Augenblick will. Dazu soll auch gesagt werden, dass Goerne sich völlig auf Eschenbach verlassen kann. Dieser meditative Pianist lässt die Noten ausklingen und trägt die Stimme, er versteht es, auf den Sänger zu hören, so wie dieser auf ihn hört. Schon allein dadurch entsteht eine Sicherheit und zugleich eine innere Spannung, die sich auf den Hörer überträgt. Der braucht sich keine Sorge zu machen, dass etwas schief laufen könnte, und so kann er denn auch genauestens die Gestaltung der Lieder verfolgen und ihre jeweilige Stimmung und Emotionen nachvollziehen. Diese reichen von Trauer, Wehmut und einem Gefühl der Verlassenheit, zu Sehnsucht, Nostalgie und bewusster Hoffnungslosigkeit.
Es ist nicht zum ersten Mal, dass sich Matthias Goerne mit diesem musikalischen ‘Everest’ auseinandersetzt; es gibt zwei weitere Einspielungen mit ihm: eine für die Hyperion-Integrale mit dem wissenden Graham Johnson (74’00) und eine für Decca mit Alfred Brendel, dem Könner (75’32), als Partner. Eschenbach ist der Nachdenklichste und zugleich Mitfühlende, der die Empfindungen des Sängers respektiert und zugleich durch sein feines, ruhiges, unaufdringliches Spiel unterstützt. Man müsste auf jedes Lied einzeln eingehen, aber es genügt zu sagen, dass dies am Auffälligsten im abschließenden ‘Leiermann’ ist. Hier erlaubt die Symbiose der beiden Interpreten, alle Fragen offen zu lassen und dem Zuhörer die Freiheit zu geben, sich seine eigenen Gedanken zu machen über diese ‘Reise ans Ende der Nacht’.
With a broad range of emotions, Goerne and Eschenbach are a perfect team in Schubert’s Winterreise.