Die beiden Symphonien von Gounod – von einer dritten existieren nur Bruchstücke – lassen andere Komponisten erahnen, insbesondere die erste eine Nähe zu Haydn und Mendelssohn, die zweite dann zu Beethoven. Aber trotzdem sind beide Werke in ihrer Lebendigkeit und Frische ganz dem französischen Idiom verbunden und tragen die persönliche Handschrift des durch seine Opern bekannt gewordenen Gounod. Diese Symphonien sind es wert, häufiger gespielt zu werden, mögen sie auch nicht an die ganz großen Gattungsbeiträge heranragen. Aber ihre Melodien, die Freude am Ausdruck machen sie zu mitreißender Musik.
Insofern ist diese Einspielung durch den französischen Dirigent Yan Pascal Tortelier mit dem Isländischen Symphonie Orchester ein wahrer Glücksfall. Ein wunderbarer Fund für Gounod-Liebhaber und auch andere. Sie werden so entzückend gespielt, dass sie das als wenig angenehm verschriene Wetter der Insel vom nordeuropäischen Randvertreiben und aus ihnen sonniges Wetter strahlt. Die acht Sätze haben jeder ihre eigene Qualität, die Tortelier mit seinem Orchester dezidiert herauskitzelt. Die Isländer spielen mit gehöriger Sensibilität, ebenso mit Elan und Freude. Tortelier ist erfahren, er weiß, dass diese Musik von allein läuft, wenn man sie lässt. Und das tut er mit Zuneigung und stellt somit ihren Charme heraus.
Die technische Umsetzung aus der Harpa, dem noch jungen Konzerthaus in Island, trägt zum Gelingen bei, auch wenn sie vielleicht ein wenig zu viel Wikingerkraft verströmt.
So wird die doppelte vermeintliche Randlage, französische Symphonien und isländisches Orchester, unversehens zum Genuss, für Kennern weniger überraschend als vielmehr bestätigend.