Die Übersetzung groß besetzter Werke in einen kleinen Rahmen ist schon lange gebräuchlich. So sind z. B. geraffte Fassungen der Mozartopern für Streichquartett oder Bläserensemble bekannt. Der Hintergrund dieser Bestrebungen war die Präsentation beliebter Werke im kleinen Rahmen mit einer aus räumlichen und finanziellen Gründen kleinen Besetzung.
Arnold Schönberg hat mit dem Verein für musikalische Privataufführungen einen Neuanfang in dieser Richtung geschaffen. Allerdings ging hier der Zweck auch dahin, die Kompositionen durch die kammermusikalische Fassung anders zu verstehen und so Formen, Strukturen und Absichten des Komponisten neu zu entdecken. Damit wird eine besondere Klarheit erzielt, wie sie ja auch das Ziel Mahlers war. Erste groß angelegte Werke von Mahler wurden bereits in Schönbergs Zeit für die kleine Besetzung geschrieben. Weitere Reduzierungen in der Besetzung, insbesondere die komplexeren Symphonien, sind erst in den letzten Jahren entstanden.
Dementsprechend sind auch in jüngster Vergangenheit etliche Aufnahmen veröffentlicht worden. Woran man denken kann ist, dass die kleine Streicherbesetzung (Quartett und Kontrabass) gegen die Bläser untergeht. Das aber ist weder in dieser Aufnahme noch in anderen wirklich der Fall. Es gibt hier lediglich eine Stelle, in der die Streicher im Hintergrund verschwinden, aber da haben sie auch nur begleitende Funktion, so dass das gerechtfertigt ist.
Das ausführende ‘Natalia Ensemble’ könnte man als basisdemokratisch bezeichnen. Es arbeitet als Kollektiv, sucht sich seine Programme, die oft erst (um)geschrieben werden müssen und besorgt sich die notwendige Unterstützung, vor allem auch finanzieller Natur. So ist diese CD crowd-finanziert.
Was dieses Ensemble hier leistet, ist einfach großartig. Mahler wird nicht nur einfach in kleiner Besetzung gespielt, sondern die Musiker nehmen sich völlig zurück. Sie spielen entspannt, aber alles andere als langweilig. Und entspannt meint auch nicht, dass sie nicht die notwendigen Akzente oder auch Höhepunkte laut und deutlich setzen. Aber sie tun dies aus einer intimen feinen delikaten Sicht heraus. Die Laustärke ist dem kleinen intimen Rahmen angemessen, ohne deswegen die großen Momente zu leugnen. Die Durchhörbarkeit und Klarheit ist in dieser Aufnahme beeindruckend. Die im positiven Sinne beinahe schüchterne Präsentation eröffnet mehr Größe als sie durch schiere Masse und Lautstärke erreicht werden könnte.
The chamber version of Mahler’s fifth symphony is a great discovery. The excellent Natalia Ensemble deserves much praise for this intimate and really impressive performance.