Der aus Graz stammende Komponist Siegmund von Hausegger (1872-1948) war ein wichtiger Dirigent seiner Zeit. Ab 1920 war er Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und Präsident der Münchner Akademie der Tonkunst, wo er auch unterrichtete. Sein bekanntester Schüler war Eugen Jochum. In der Nazizeit war er zeitweise ein Mitläufer. Er befürwortete den ‘Anschluss’, weigerte sich aber gleichzeitig in die NSDAP einzutreten, weswegen er aufgrund von Warnungen der Gestapo alle Ämter niederlegte und sich vom Musikleben zurückzog.
Als Komponist schrieb er eine Musik in der Nachfolge von Wagner und Bruckner. Er hörte allerdings schon vor 1920 quasi ganz auf, zu komponieren.
Die halbstündigen Orchestervariationen ‘Aufklänge’ sind sein letztes wichtiges Werk. Die äußerst fantasievoll und inspiriert komponierten Variationen über das Kinderlied ‘Schlaf, Kindchen, schlaf’ sind ein sehr gefälliges und beeindruckendes Werk, das der niederländische Dirigent Antony Hermus mit den Bamberger Symphonikern sehr stimmungsvoll gestaltet.
Die ‘Dionysische Phantasie’, Hauseggers Erstling, entstand 1896 und wurde von Friedrich Nietzsches Buch ‘Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik’ inspiriert. Es ist ein opulentes symphonisches Werk mit charakteristischen Themen. Hermus dirigiert es zupackend und gibt der Musik so viel Frische und Wirkungskraft.
‘Wieland der Schmied’ geht auf ein unvertontes Opernlibretto von Richard Wagner zurück, das für Hausegger eine Allegorie auf die Erlangung schöpferischer Kräfte darstellt. Diese symphonische Dichtung gibt Hermus die Gelegenheit zu impulsivem Dramatisieren, bei gleichzeitiger Pflege der lyrisch-epischen Komponente. Die Bamberger Symphoniker spielen auf hohem Niveau, flexibel und mit viel Spannkraft.