Maurice Ravel schrieb seine Ballettmusik ‘Daphnis et Chloé’ für die ‘Compagnie Serge Diaghilev’ auf eine Bearbeitung der griechischen Legende von Longus. Er nannte seine Komposition ‘symphonie chorégraphique’ und Diaghilev hielt sie für mehr ‘symphonique’ als ‘chorégraphique.’ Daher verwundert es nicht, dass die Musik im Konzertsaal erfolgreicher wurde als auf der Ballettbühne. Read More →
Mit einem Brahms-Zyklus auf DVD, aufgenommen im neuen Konzertsaal LAC in Lugano, macht das ‘Orchestra della Svizzera Italiana’ auf sich aufmerksam. Das Orchester, das der Schweizer Rundfunk durch Subventionsentzug in Gefahr gebracht hat, spielt unter seinem Chefdirigenten Markus Poschner einen Brahms, für den dieser mit den Instituten der Brahms-Forschung in Lübeck und Kiel zusammenarbeitete, um mit einem kleineren Orchester nach dem Modell der Meininger Hofkapelle zu einem authentischeren Klangbild zu gelangen. Poschner benutzte für diese Einspielung die Urtext-Partitur von Henle. Read More →
Auf eine Erzählung des persischen Dichters Farid ud-Din Attar aus dem 12. Jahrhundert hat der New Yorker Komponist Jonathan Sheffer sein exquisit tonmalerisches Orchesterwerk ‘Die Konferenz der Vögel’ komponiert. In Attars Dichtung begeben sich die Vögel auf eine lange Reise, um einen illustren Führer zu suchen, eine Art König oder Präsident, der ihnen bessere Lebensbedingungen bringen soll. Read More →
Dies ist eine in allen Hinsichten packende, zwischen Aufgewühltheit und Zärtlichkeit, Reflektion und Vorwärtsdrängen alternierende Neunte Mahler, und generell ist Barenboim dabei mit 74 Minuten relativ schnell. Das Erlebnis ist umso grösser als die sehr direkte und doch auch räumliche Aufnahme ein physisches Erfahren der Musik ermöglicht. Barenboim hatte einen guten Tag, als er das Werk aufnahm: er ist sehr inspiriert und kann diese Inspiration vermitteln, um das große Geheimnis der Symphonie spürbar werden zu lassen. Read More →
Menuhin live, 1976 in Saanen
Tudor fördert mit der DVD ‘Yehudi Menuhin – The Long Lost Gstaad Tapes’ ein Filmdokument zutage, das 40 Jahre lang in den Archiven schlummerte: es handelt sich um ein 1976 in der Kirche von Saanen bei Gstaad mitgeschnittenes Konzert. Yehudi Menuhin spielte besonders gerne in dieser recht einfachen Kirche mit ihren schönen Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert. Die Konzerte dort waren Teil des ‘Menuhin Festivals Gstaad’, das der Geiger 1957 im Schweizer Alpenort gegründet hatte. Read More →
1962 ist Hans Knappertsbusch 74 Jahre alt. Auf einem schwarz drapierten Sockel sitzt er, wie ein Gott auf dem Olymp und leitet an diesem 31. Mai im ‘Theater an Jahr der Wien’ ein Konzert der Wiener Philharmoniker im Rahmen der Wiener Festwochen. Das Programm beginnt mit Leonore 3. Wenige Dirigenten wagten es, diese Ouvertüre in einem so irre langsamen Tempo zu dirigieren. Und wenn, dann hätten sie wohl schnell die Kontrolle verloren und bloß einen schweren und formlosen Teig produziert. ‘Kna’ gelingt es, eine große Spannung aufzubauen und aufrechtzuerhalten und die dramatische Kraft der Ouvertüre wiederzugeben. Read More →
‘Mars the bringer of war’ im Spiegel der glorifizierten Kriegsmaschinerie vom Dritten Reich bis zum kalten Krieg in Ost und West sowie dem selbst inszenierten Weltuntergang. Eine ‘Venus’ voller Farben zwischen Modeschau, Barbie und Wassernixen-Bad. Read More →
Carlo Gesualdo gehört zweifellos zu den mysteriösesten Figuren der Musikgeschichte. Der sogenannte ‘Principe dei musici’, wie sein Freund Torquato Tasso ihn bezeichnete, ist vor allem bekannt, weil er seine Frau Maria d’Avalos in flagranti beim Ehebruch erwischte. Auf Befehl Gesualdos wurden die Frau und ihr Liebhaber ermordet. Der als melancholisch beschriebene Gesualdo soll danach, auf der Suche nach Gnade, künstlerisch sehr produktiv geworden sein und hinterließ unter anderem hoch expressive Madrigale mit dissonanzreichen Motiven. Read More →
Johann Sebastian Bachs ‘Matthäus-Passion’ verwandelte John Neumeier bereits 1980 in ein Ballett. Verstanden wurde sein Anliegen damals wie auch später von vielen nicht.Der Choreograph sagte selber dazu: « Die Arbeit an der Matthäus-Passion war wie die Suche nach einer verschollenen Sprache: nach einer Sprache für religiöse Inhalte und nach einer choreographischen Form für Bachs musikalische Formulierung ». Read More →
Rudolf Buchbinder ist heute der aufregendste ‘Middle-of-the-Road’-Interpret den ich kenne. Wenn er Beethoven spielt, gibt es keinen Exzess, nichts, was recherchiert wirken würde, nichts, was übertrieben wäre. Und dennoch ist er kein ‘akademischer’ Beethoven-Interpret, ganz und gar nicht! Buchbinders Beethoven lebt von feinem Rubato, geschmackvollen Akzentuierungen, kurz, von einem wunderbaren Raffinement und einer phänomenalen Rhetorik, einem perfekten und immer natürlich wirkenden Spannungsaufbau und -abbau, mit aufregenden Höhepunkten und hinreißender Serenität… Read More →