Liedvertonungen aus mehr als vier Jahrhunderten auf Texte von William Shakespeare vereint dieser Fächer der Liedkunst. Neben englischsprachigen Tonsetzern wie Byrd, Morley, Finzi und Warlock haben sich Haydn, Schubert, Korngold, Poulenc und Stravinsky der Texte angenommen. Das ist auch kein Wunder, stellt doch die Musik einen integralen Bestandteil der Werke des Poeten Shakespeare dar. Sie ist Bestandteil der dramatischen Struktur, dient als lyrisches Ausdrucksmittel, auditives Element oder als Mittel, um Ankündigungen zu machen.
Künstlerisch herausragende Kompositionen wie jene von Schubert stehen neben weniger anspruchsvollen wie denen von Tippett, was sich dadurch erklärt, dass die ‘Songs for Ariel’ für eine Theateraufführung von ‘The Tempest’ und damit für einen Schauspieler geschrieben wurden und deshalb musikalisch nicht zu anspruchsvoll sein durften. Andere Lieder sind wahre Entdeckungen, so z.B. jene von Finzi und Warlock.
In einigen wenigen Liedern bilden Laute (Elizabeth Kenny), Flöte (Adam Walker), Klarinette (Michael Collins) und Viola (Lawrence Power) die musikalische Unterstützung für den Sänger. Meistens aber sind Ian Bostridge und Antonio Pappano am Klavier ein klassisches Gespann. Dabei sollte der Begriff klassisch nicht zu der Annahme verleiten, dass es sich um eine klassisch langweilige Interpretation handelt. Die Vielfalt der Stile und Sujets wird vielmehr in beeindruckender Weise dargestellt. Bostridge kann natürlich den Vorteil der Muttersprache nutzen. Aber das allein erklärt nicht die überwältigende sängerische Darstellung und die nuancierte farbenreiche Begleitung durch die Instrumentalisten, allen voran Antonio Pappano. Da kommt Liebes-, pardon Liedeslust auf.