Joe Hisaishi: Symphonie Nr. 2 + Viola Saga; Antoine Tamestit, Viola, Wiener Symphoniker, Joe Hisaishi; # Deutsche Grammophon 6500149; Aufnahme 2023, Veröffentlichung 28.06.2024 (59'12) – Rezension von Uwe Krusch

Einem größeren, möglicherweise anderen Publikum ist Joe Hisaishi als Komponist der Musik für vor allem japanische Filme wie Spirited Away, Princess Mononoke and My Neighbor Totoro bekannt. Als Erschaffer klassischer Werke hat der immer liebenswert lächelnde Mann nicht die gleiche Bekanntheit. 2. Symphonie und Viola Saga beleuchten diesen Aspekt.

Hisaishi hat Beethoven, Mahler und Mozart als seine verehrten Vorbilder und damit Wien als Zentrum der klassischen Musik benannt. Aber vor allem auch Minimal Music steht seinem Stil nahe. Die Zweite Symphonie geht darüber hinaus, wenn sie eine Brücke zwischen der Musik seiner Filmaufträge und der rhythmischen Finesse der minimalistischen Ausrichtung schlägt. Gekonnt in der tonlichen Beschreibung von Emotionen agiert er hier kühn dramatisch und verbindet das mit der subtil repetitiven Ornamentik. Zur Wirkung trägt auch der Einsatz des großen Orchesters mit reichem Schlagwerk bei, das es Hisaishi ermöglicht, einen weiten dynamischen Bereich und die Bandbreite an Instrumenten auszunutzen. Die Symphonie wurde in einem Konzert im Wiener Musikverein aufgenommen.

Ergänzend kam einige Monate später, diesmal in Wiener Konzerthaus, zusammen mit dem Bratscher Antoine Tamestit, die Viola Saga dazu. Die Ähnlichkeit des Klangs der Bratsche mit dem der menschlichen Stimme hat Hisaishi zu diesem Werk bewogen. Der Einstieg mit der solistischen unbegleiteten Viola erinnert zunächst auch an frühere Werke. Aus diesem eher verhaltenen Beginn entwickelt sich ein Konzert, das mit Leichtigkeit tanzt und doch auch emotionale Wucht mitbringt. In zentralen energiegeladenen Passagen wird die Musik von Michael Nyman erahnt, so dass hier ein quasi romantischer Eindruck vermittelt wird.

Antoine Tamestit, von der Aufnahmetechnik auch verwöhnend in den Vordergrund gehievt, gestaltet die Partie der Bratsche mit der gewohnten Sicherheit und Ausstrahlung des erfahrenden und musikalisch gewieften Solisten. Die fließende und rhythmisch behände ausgeformte Stimme bringt er beschwingt und wirkungsvoll zu Gehör.

Die Wiener Symphoniker unter der Leitung des Komponisten gestalten beide Kompositionen mit der Sicherheit, dem Können und der Eleganz ihres Wiener Charmes. Sie lassen sich bereitwillig auf Hisaishi sowohl als Komponist wie auch als Dirigent ein und bringen die Musik beschwingt zum Klingen. Dabei können sie sich auf ihre Erfahrung als Ensemble stützen und erreichen eine ausdrucksstarke Deutung der Musik.

Joe Hisaishi is known to a wider, possibly different audience as the composer of music for Japanese films such as Spirited Away, Princess Mononoke and My Neighbor Totoro. As a creator of classical works, the always endearingly smiling man is not as well known. Symphony No. 2 and Viola Saga shed light on this aspect.

Hisaishi has named Beethoven, Mahler and Mozart as his revered role models and thus Vienna as the center of classical music. But his style is also particularly close to minimal music. The Second Symphony goes beyond this when it builds a bridge between the music of his film commissions and the rhythmic finesse of the minimalist approach. He skillfully describes emotions in a boldly dramatic way and combines this with subtly repetitive ornamentation. The use of the large orchestra with rich percussion also contributes to the effect, allowing Hisaishi to exploit a wide dynamic range and the range of instruments. The symphony was recorded live at the Vienna Musikverein.

The viola Saga was added a few months later, this time in the Wiener Konzerthaus, together with violist Antoine Tamestit. The similarity between the sound of the viola and the human voice prompted Hisaishi to write this work. The opening with the solo unaccompanied viola is initially reminiscent of earlier works. From this rather restrained beginning, a concerto develops that dances with lightness and yet also carries emotional force. In the central, energetic passages, the music of Michael Nyman is hinted at, creating a quasi-romantic impression.

Antoine Tamestit, who is also brought to the fore by the recording technology, performs the viola part with the usual assurance and charisma of an experienced and musically astute soloist. His flowing and rhythmically agile voice is lively and effective.

The Vienna Symphony Orchestra, conducted by the composer, performs both compositions with the assurance, skill and elegance of its Viennese charm. They willingly engage with Hisaishi both as composer and conductor and let the music swing. In doing so, they can draw on their experience as an ensemble and achieve an expressive interpretation of the music.

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