Mozarts ‘Entführung aus dem Serail’, live aufgenommen im Théâtre des Champs-Elysées in Paris: es handelt sich dabei um eine Konzertfassung mit verkürzten Dialogen, einer mehr oder weniger guten Besetzung und einem höchst dynamischen Dirigenten. Negativ zu Buch schlagen der höchst schlampige Umgang mit der deutschen Sprache und der lästige Publikumsapplaus. War es wirklich nicht möglich, mit einigen Korrekturaufnahmen das Publikum auszuschalten?
Die sängerische Überraschung ist die kanadische Sopranistin Jane Archibald, die die Konstanze nicht nur als leidende, sondern auch als sich auflehnende Frau zeichnet. Stimmlich hat sie dabei keine Probleme, da sie auch in virtuosen Koloraturen eine sichere Höhe hat, sowie über eine gute Stimmführung und eine gute Artikulierung verfügt.
Die zweite weibliche Rolle, die der Blonde, ist mit Rachele Gilmore nicht so gut besetzt: die Stimme ist monochrom und klingt nicht besonders sauber.
Norman Reinhardt (Belmonte) ist anfangs etwas unsicher, und seine Stimme franst dann gerne aus. Im Laufe der Aufführung wird der Sänger zwar zunehmend sicherer, kann mit seinem etwas nasalen und verschleierten Timbre und seiner Warme-Kartoffel-Aussprache nicht wirklich überzeugen.
David Portillo ist ein schelmischer Pedrillo mit einer trotz einem etwas säuerlich-näselnden Timbre recht guten Stimme, und Mischa Schelomianski kann mit seinem eher schlanken Bass den Osmin gut charakterisieren.
Christoph Quest ist ein jugendlich-verliebter und im Vergleich zu anderen Interpreten der Rolle eher weicher Selim.
Jérémie Rhorer dirigiert sehr dynamisch und bringt die reiche Partitur mit viel Raffinement zum Blühen. Seine Tempi sind schnell, aber die Musik wirkt eigentlich nie atemlos und hat mit ihrer quirligen Theatralik etwas sehr Gefälliges.