Der Bartoli-Protégé Javier Camarena singt ein Programm mit Arien von Gioacchino Rossini und auch vom Spanier Manuel Garcia. Von Bartoli gefördert, also muss der Mexikaner richtig gut sein?
Nun, was ist das für eine Stimme? Erster Eindruck: eine laute, durchschlagende! Es gibt zwar einige wenige Rossini-Momente, in der sie ganz fein und lieblich klingt, aber generell ist die Höhe strahlend, die Mittellage etwas kernig und nicht unbedingt angenehm. Oft ist die Stimme auch eng und scharf, gepresst und monochrom Es fehlt ihr eindeutig an Eleganz, Geschmeidigkeit und Sensibilität, wie man sie etwa von Juan Diego Florez gewohnt ist.
Zu den Pluspunkten gehören die Virtuosität und die Agilität, das rassige, sängerische Feuer und die beeindruckend sichere Höhe (auch wenn sie, wie gesagt, etwas eng ist).
Das alles bringt stilistische Bedenken mit sich, die besonders im Duo mit Cecilia Bartoli offensichtlich werden, weil dem Tenor die glaubwürdige Sensibilität fehlt, um Armida-Bartoli zu begegnen. Er singt hier auch etwas sprunghaft und gradlinig.
Letztlich ist die CD eher wegen des Garcia-Repertoires interessant als wegen Camarena, einem Tenor, der durchaus Potenzial hat, wenn er denn jemanden findet, der ihm beibringt, seine Stimme etwas weicher und farbvoller einzusetzen.