In einer Spanne von nur vier Jahren entstanden die drei hier präsentierten Werke von Karol Szymanowski, wobei er drei der Lieder einer Märchenprinzessin zwanzig Jahre später aus der Klavier- in die Orchesterfassung übertrug. Für die weiteren drei hier zu hörenden Lieder hat Bruno Dozza vor gut zehn Jahren die Orchestrierung geschaffen. Für alle Kompositionen lassen sich als Gemeinsamkeit literarische Bezüge finden. Während diese, übrigens im Beiheft in Polnisch und Englisch mitgegeben, bei den Liedern und der Symphonie klar zutage treten, ist der Bezug bei der Ouvertüre weniger deutlich. Der ersten Fassung lag ein poetisches Motto aus einem Gedicht Tadeusz Miciński zugrunde.
In der noch jugendlich unreifen Ouvertüre sind Anleihen bei Richard Strauss unüberhörbar, was auch am wuchtigen Orchesterklang liegen mag. Die Dichte der orchestralen Texturen ist auch in der zweiten abgespeckten Fassung überdurchschnittlich. Trotzdem ist dieses Debüt sehr hörenswert.
Die Lieder einer Märchenprinzessin mag man als ‘Familienangelegenheit’ betrachten, da die 22-jährige Schwester Zofia die Texte in einer jugendlichen Sturm und Drangphase geschrieben hat. Bruder Karol nutzte diese Worte, um seinen neu entwickelten Stil mit Vokalmusik zu bereichern. Trotz der unscheinbaren Texte bietet das Werk die beste Integration von Wort und Musik in Karols umfangreichem Liedschaffen.
Die Symphonie Nr. 3 hat eine klar definierte ökonomische dreisätzige Architektur, allerdings mit einer außergewöhnlich üppigen Instrumentierung, die zu der formalen Mitgestaltung beiträgt. Bis zu einem gewissen Grade bietet sie Assoziationen mit Montagetechniken von Messiaen, wobei Szymanowski auf fließende Übergänge und erzählerische Kontinuität setzt. Obwohl für eine Tenorstimme komponiert, hat Szymanowski eine Aufführung mit Sopran genehmigt, so dass auch diese Besetzung als angemessen betrachtet werden kann.
Iwona Sobotka nimmt sich der Texte mit der gebotenen Sorgfalt. In den Liedern erscheint ihre mitunter deutlich stark vibrierende Stimme ein wenig zu opernhaft. In der Symphonie mit der starken Orchestrierung fügt sich ihre Stimme ein. Ansonsten aber führt sie ihre Partien mit glänzendem Gesang bei klarer Linienführung interpretationssicher und gestalterisch an die einfachen Texte angepasst. Der NFM Chor Wroclaw bietet in der Symphonie einen verlässlichen Partner.
Das Orchester NFM Wroclaw Philharmonic wird von Giancarlo Guerrero zu geradlinigem Spiel angeregt, bei dem es seine Absichten offenlegt und nicht mysteriös im Klang verharrt. Als Ensemble erweist sich beim feinfühligen kammermusikalisch geprägten Spiel ebenso wie aufmerksam wie im hier häufiger zu hörenden großen Auftritt mit als kraftvoll agierende Einheit. Giancarlo Guerrero bringt das Orchester dazu, differenziert in die Partituren einzusteigen und sie zu erforschen.
The three works presented here were composed by Karol Szymanowski over a period of just four years, whereby he transferred three of the songs of a fairytale princess from the piano version to the orchestral version twenty years later. Bruno Dozza created the orchestration for the other three songs to be heard here a good ten years ago. All the compositions have literary references in common. While these, incidentally provided in Polish and English in the booklet, are clearly evident in the songs and the symphony, the reference is less clear in the overture. The first version was based on a poetic motto from a poem by Tadeusz Miciński.
Borrowings from Richard Strauss are unmistakable in the still youthfully immature overture, which may also be due to the powerful orchestral sound. The density of the orchestral textures is also above average in the second, slimmed-down version. Nevertheless, this debut is well worth listening to.
The Songs of a Fairytale Princess might be considered a ‘family affair’, as the 22-year-old sister Zofia wrote the lyrics in a youthful Sturm und Drang phase. Brother Karol used these words to enrich his newly developed style with vocal music. Despite the inconspicuous texts, the work offers the best integration of words and music in Karol’s extensive song oeuvre.
The Symphony No. 3 has a clearly defined, economical three-movement architecture, albeit with an exceptionally lush instrumentation that contributes to the formal design. To a certain extent, it offers associations with Messiaen’s montage techniques, whereby Szymanowski relies on flowing transitions and narrative continuity. Although composed for a tenor voice, Szymanowski authorized a performance with soprano, so that this instrumentation can also be considered appropriate.
Iwona Sobotka takes the texts with due care. In the songs, her voice, which at times clearly vibrates strongly, seems a little too operatic. In the symphony with its strong orchestration, her voice blends in. Otherwise, however, she performs her parts with brilliant singing and clear lines, confidently interpreting the simple texts. The NFM Choir Wroclaw is a reliable partner in the symphony.
The NFM Wroclaw Philharmonic Orchestra is inspired by Giancarlo Guerrero to play straightforwardly, revealing its intentions and not lingering mysteriously in the sound. The ensemble proves to be a powerful unit in its sensitive, chamber-music-like playing, just as attentive as in the more frequently heard large-scale performance. Giancarlo Guerrero encourages the orchestra to enter into the scores in a differentiated manner and to explore them.