Basierend auf einer klassischen Novelle von Henry James, die am Anfang der Sechzigerjahre ebenfalls sehr erfolgreich verfilmt wurde und seither als Klassiker des subtilen Horrors gilt, schuf Benjamin Britten mit ‘The Turn of the Screw’ eine atmosphärisch dichte und musikalisch hochwertige Oper. Er benötigt für sein Werk nur ein 15-köpfiges Kammerorchester und kann trotzdem die psychologische und gespenstische Vielschichtigkeit der Geschichte sehr differenziert einfangen. Diese Geschichte spielt im 19. Jahrhundert in einem Landhaus in Bly Country. Eine Gouvernante ist mit der Betreuung von zwei elternlosen Kindern, Miles und Flora, beauftragt. Mit der Zeit beobachtet die Erzählerin auf dem Landsitz wiederholt Geistererscheinungen, in denen sie schließlich ihre eigene Vorgängerin und einen früheren Diener erkennt. Die Gouvernante ist überzeugt davon, dass die Kinder diese Erscheinungen ebenfalls sehen, in Kontakt mit den Geistern stehen und unter ihren schlechten Einfluss geraten. Um die Kinder vor der Bedrohung zu retten, inszeniert sie eine enge Überwachung, die schließlich zu Miles’ Tod und zu einem Nervenfieber bei Flora führt.
Die vorliegende Einspielung von Dux stammt von einer konzertanten Aufführung beim 19. Beethoven Festival in Warschau, einem Gemeinschaftsprojekt mit dem ‘Voice and Opera Department’ der ‘Yale School of Music’ unter der künstlerischen Leitung von Doris Yarick-Cross.
Die Stimmen der sechs Solisten sind homogen und passen gut zueinander. Dennoch stechen Emily Workman und Eric Barry stimmlich und darstellerisch besonders gut hervor. Man sollte auch den jungen Dominic Lynch als Miles erwähnen, der mit seinen 14 Jahren eine Glanzleistung liefert.
Das Kammerorchester, zusammengesetzt aus Musikern polnischer Ensembles, spielt die komplexe Partitur konzentriert und detailreich unter der umsichtigen Leitung von Lukasz Borowicz, der gut darüber wacht, dass sich das Instrumentalensemble feinfühlig als Begleiter in das Ganze einfügt, auch wenn das manchmal auf Kosten der Dynamik geht.