Mit großer Begeisterung und viel Beifall bedankte sich das Publikum bei allen Ausführenden des 1. Symphoniekonzerts des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier in der neuen Saison. Alain Steffen berichtet.
Unter dem Titel Facetter-Nordische Facetten standen vier relativ unbekannte resp. selten gespielte Werke von vier nordischen Komponisten auf dem Programm. Und dass es sich durchaus lohnt, einmal ein Konzert ganz auf neues Repertoire auszurichten, das zeigte sich an diesem Konzertabend. Das Konzert begann leichtfüßig und mit Humor: die Ouvertüre zur der komischen Oper Maskarade des dänischen Komponisten Carl Nielsen (1865-1931) ist ein musikalisches Feuerwerk, die Oper selbst, in unseren Breiten leider sehr selten gespielt, ein tolles und abwechslungsreiches Werk und nicht umsonst ein Klassiker in Dänemark. Die Gastdirigentin Catherine Larsen-Maguire setzte auf musikalischen Schwung, den das Philharmonische Orchester der Stadt Trier allerdings noch nicht so recht umsetzen konnte. Vor allem fehlte es dem Spiel an innerer Kohärenz, Flexibilität und Dynamik. Dann hatten sich die Musiker aber warm gespielt und leisteten beim 2. Klavierkonzert des aus Schweden stammenden Wilhelm Stenhammar (1871-1927) eine hervorragende Arbeit. Sehr konzentriert und hellhörig reagierten sie sowohl auf das Dirigat von Larsen-Maguire wie auch auf das fulminante Spiel der Solistin Maria Lettberg. Diese fühlte sich hörbar wohl in Stenhammars Konzert und lotete das Werk pianistisch bis in die Extreme aus. Eine hervorragende Technik paarte sich mit einem intuitiven Gefühl für Agogik und Farben. Das dialogfreudige Konzert ist reich an Kontrasten und Motiven, diese wurden dann auch von der Solistin und dem bravourös aufspielenden Orchester bestens in Szene gesetzt.
Für ein Werk, wie das vom New York Philharmonic Orchestra 2018 uraufgeführte Evening Land des dänischen Komponisten Bent Sorensen (*1958), braucht man eigentlich ein großes Symphonieorchester, denn nur mit einem reichen Streicherglanz können sich der Reiz und die Farben dieses atmosphärisch dichten Werkes so richtig entfalten. Die etwas zögerlich aufspielenden Violinen des Trierer Orchesters gaben trotzdem ihr Bestes, um die Partitur so gut wie möglich in Klang umzusetzen. Catherine Larsen-Maguire dirigierte präzise und schuf eine sehr gute Klangbalance mit einer maximalen Durchhörbarkeit der melodischen Linien.
Den Abschluss des Konzerts machten die Symphonischen Tänze für Orchester op. 64 des Norwegers Edvard Grieg (1843-1907). Ganz anders konzipiert als die Ungarischen Tänze von Brahms oder die Slawischen Tänze von Dvorak gehen Griegs Symphonische Tänze vor allen in Richtung einer viersätzig angelegten Orchestersuite. Allerdings sind sie im Original für vierhändiges Klavier konzipiert. Edvard Grieg gab ihnen durch seine Orchestrierung ein völlig neues Klanggewand, das vor allem durch seine Farbigkeit und seine typisch nordische Stimmung für sich einnimmt. Besondere Sorgfalt lässt er bei den lyrisch-melodischen Zwischenspielen walten, die von den Trierer Musikern klangschön umgesetzt wurden. Großes Lob für die Holzbläsergruppe, allen voran der exzellenten und sehr gefühlvoll phrasierenden Solo-Oboistin. Die derben und rhythmischen Tanzeinlagen wurden ebenfalls gekonnt gespielt, während der dunkeltimbrierte Klang des Orchesters sehr gut zu Griegs Werk passte. In diesem Sinne würden wir uns ein Facetter II-Konzert wünschen, diesmal vielleicht mit Komponisten aus Finnland und Island.