Kürzlich wurde dasselbe Werk an dieser Stelle in einer anderen jungen Interpretation bereits lobend besprochen. In diesem Fall wird es als CD Premiere bezeichnet, was sich aber nicht auf das Werk bezieht. Vielmehr handelt es sich um die erste Studioaufnahme des später berühmt gewordenen Dirigenten Carlo Maria Giulini, die nun erstmals auf CD veröffentlicht wird. Unterstützt wird er vom Chor und Orchester der ‘Accademia Nazionale di Santa Cecilia’.
Cherubini war ein Komponist an der Nahtstelle zwischen Barock und Klassik. Als Italiener von der Oper geprägt, lebte er in Paris und erlebte lange Perioden seines Lebens in Frankreich mit Revolution und Napoleon Bonaparte, teilweise als sein Unterstützer, teilweise auch als Gegner. Von seiner Musik ist nicht allzu viel überliefert und bekannt; seine Opern ‘Medea’ (von der unnachahmlichen Maria Callas ins Bewusstsein gerückt) und ‘Lodoiska’ sowie seine beiden Messen für Chor und Orchester in d- bzw. c-Moll sind in den Katalogen gut vertreten.
Seine beiden Requiems begnügen sich bei den Gesangsstimmen mit dem Chor und übertragen ihm damit ausschließlich den Vortrag der liturgischen Texte. Bei der Instrumentierung setzt Cherubini diverse Stilmittel ein, die aus seiner Epoche heraus auf die Zukunft gerichtet sind und sogar das Interesse von Beethoven und Berlioz geweckt haben. Man kann durchaus zu dem Schluss kommen, dass Cherubini von seiner italienischen Herkunft her, also dem Opernhaften, dachte und komponierte. So erweckt das Werk den Eindruck, persönliches Trauerempfinden abzubilden und nicht nur ein Auftragswerk zu sein.
Die Interpretation schließt sich diesem Gestus an. Da auch hier italienische Kräfte wirken und dazu ein junger Dirigent, kommen die opernhaften Farben kräftig strahlend zur Geltung. Aber das ist durchaus positiv gemeint, die Musik verträgt das. Denn gerade auch Opern können dramatisch und traurig sein.