‘Echowand’ ist das letzte Wort des letzten der dreizehn hier eingespielten Lieder, und wie eine solche Wand Töne, Klänge, Gesänge widerspiegelt und verändert, bis nur mehr der Kern noch nachhallt, so hat Sebastian Schwab, erst 22 Jahre alt, die Quintessenz der dreizehn von ihm bearbeiteten Lieder von Theodorakis bewahrt, sie in ein neues Gewand gesteckt, fernab aller Tradition, die heute als ‘griechisch’ angesehen wird, mit Bouzouki-Klang oder Sirtaki-Tanz.
Eigentlich hat Schwab die Wurzeln der kompositorischen Arbeit von Theodorakis zurückverfolgt bis in die Pariser Jahre von 1954 bis 1959, als er Schüler von Olivier Messiaen war und sich mit den neuesten Musikströmungen auseinandersetzen musste, die er teils angenommen, teils verworfen hat. Etwas davon aber ist immer geblieben, und Schwab hat es nun bloßgelegt und mit seiner eigenen Sensibilität versehen.
Das dürfte für Theodorakis selbst, der die Proben miterlebt hat, eine große Freude gewesen sein, ansonsten er dazu nicht geschrieben hätte: « Seine Demut, meine Melodien nicht zu verändern, berührt mich, denn er hätte alles Mögliche mit ihnen anstellen und ihnen damit ihre Seele nehmen können. Aber es ist meine Musik geblieben. Ich stelle überrascht fest, wie ich sie auf einmal so höre, als sei sie von mir komponiert worden, um von Sebastian in das Gewand der Atonalität gebracht zu werden. Sebastian hat meine Lieder auf magische Weise wiedergeboren. »
Es handelt sich tatsächlich um eine Wieder-Geburt: die Lieder haben einen neuen ‘Körper’ bekommen und eine neue ‘Seele’: So darf man wohl sagen,. Dies bestätigt auch der ‘Leonhard und Ida Wolf-Gedächtnispreis’, den Schwab 2013 für seine Theodorakis-Bearbeitungen erhalten hat.
Die Gestaltung durch die Berliner Sängerin Johanna Krumin ist bemerkenswert. Sie macht nicht nur deutlich, wie gekonnt sie ihr Metier beherrscht und wie gut sie um alle Arten der Liedgestaltung Bescheid weiß. Sie lässt jedem Wort, jedem Verse seine Bedeutung zukommen, Melancholie verbindet sich bei ihr mit Kraft und leidenschaftlicher Expressivität, etwas, das genau der Musik von Theodorakis entspricht, da diese immer auch eine geheimnisvolle Verbindung von Lyrik und Dramatik verkörpert.
Geradezu kongenial ist das überaus sensible, klanglich prächtige Spiel des Pianisten Markus Zugehör, der nicht ein ‘Begleiter » der Sängerin ist, sondern ihr ebenbürtiger Partner, nachhorchend und vorausgehend. Und vor allem mitführend.
Großartig sind auch die Nachdichtungen von Ina Kutulas. Hier ist eine echte Poetin am Werk gewesen, die als perfekt griechisch Sprechende, nicht versucht hat, den Originaltexten hörig zu sein, sondern deren Wesen in ein sprachlich feinst nuanciertes, bilderreiches Deutsch hinüberzuretten, und das ist ihr, auch mit ihren eigenen Texten, bestens gelungen.
Es wird wohl keine interessantere und aktuellere Auseinandersetzung mit Theodorakis’ Liedschaffen geben, als die hier vorliegende, aufnahmetechnisch exzellente Wergo-CD des Schott-Verlags, des Verlags von Theodorakis selbst. In der Tat hat das einzigartige schöpferische Werk des nun 90-Jährigen griechischen Meisters ein neues Gewand erhalten und ist zu einer neuen Herausforderung geworden.
Durch ihre Außergewöhnlichkeit verdient sie gerechterweise unser ‘Supersonic’.
Dem Komponisten komme das Schlusswort zu: « Ich finde es erstaunlich und es macht mich glücklich, dass ich in meinem 90. Lebensjahr meine Musik als eine so junge erleben kann, die eher risikofreudig ist, als sich auf all ihrem Wissen auszuruhen. »
With Sebastian Schwab’s outstanding makeover the Theodorakis songs get a totally new look. The performances are extraordinary too, so that this production deserves highest praise.