Christian Thielemann leidet unter der Bürde, als Erbe von Wilhelm Furtwängler und somit als Hüter einer altmodischen deutschen Tradition gesehen zu werden. Man verlangt von ihm Pathos, effektvolle Rubati und traditionsbewusstes, konservatives Musizieren. Und das liefert uns Thielemann dann auch regelmäßig, bei Beethoven, bei Brahms, bei Strauss, Bruckner und bei Wagner.
Profil veröffentlicht den Live-Mitschnitt von Thielemanns Antrittskonzert als neuer Chefdirigent in Dresden. Auf dem Programm dieses Konzerts vom 2. September 2012 in der Semperoper stand Anton Bruckners 7. Symphonie. Thielemann dirigiert wie erwartet, lässt den Hörer in herrlichen Klängen schwelgen, motiviert die Staatskapelle zu einer Höchstleistung und verführt den Hörer mit einer traditionsbewussten Interpretation. Der eifrige Bruckner-Hörer wird dieser Interpretation allerdings schnell überdrüssig, weil sie kaum interessante Ansätze bietet oder gar zu einer Auseinandersetzung auffordert. Gemütlich, schön und routiniert entwickeln sich die vier Sätze, nichts stört wirklich, aber nichts erregt auch die Aufmerksamkeit. Das haben wir alles schon hundertmal besser gehört. Etwas Repertoirewert besitzt Richard Wagners selten gespieltes ‘Das Liebesmahl der Apostel’ für Männerstimmen und großes Orchester. Für diese Aufführung in der Frauenkirche hat man insgesamt sieben Chöre aufgeboten. Kein großes Werk, aber sicher ein willkommenes Bonus für Freunde von Männerchorgesang.
Thielemann’s account of Bruckner’s Seventh Symphony is composed and beautiful. Altogether it’s rather boring. Anyone liking male choir singing will be delighted with the seldom performed Wagner piece Das Liebesmahl der Apostel.