Vom in den Herbst verlegten Osterfestival in Salzburg stammen diese Liveaufnahmen, in denen vor allem das Orchesterspiel gefällt. Hauptmerkmal im ersten Aufzug der Walküre ist Christian Thielemanns lyrisches Dirigieren. Farbiger und schöner als die Dresdner Staatskapelle die Wagner-Musik spielt, hat sie wohl noch nicht oft geklungen. Der hoch inspirierte Thielemann macht das Orchester zu einem sehr genau die Situationen beschreibenden Element und er scheut dabei nicht vor äußerst gefühlvollem Musizieren zurück. Das führt zu eher langsamen Tempi, und das erregte Jubilieren des verliebten Zwillingspaars am Schluss des Aufzugs kommt nicht so mitreißend heraus wie bei anderen Dirigenten. Dafür aber entschädigt uns Thielemann mit orchestralen Wendungen, die aufhorchen lassen, weil er Wagners motivisches Material ganz besonders gut und extrem sinnlich zum Ausdruck bringt.
Das akustische Glück, welches das Orchester beschert ist auf Sängerseite nicht in demselben Maße gegeben. Anja Kampes Sieglinde klingt manchmal etwas gepresst und schwächelt im unteren Register. Auch die Erregtheit Sieglindes, sich in ihren Zwillingsbruder zu verlieben, kann der Hörer nicht nachvollziehen.
Stephen Gould hat viel stimmliche heldische Präsenz und kann mit einem angenehmen Timbre punkten, leider ist sein Gesang hin und wieder irritierend sprunghaft, und sein Vibrato ist sicher grenzwertig. Trotzdem gehört sein Siegmund sicher zum Besten, was man sich heutzutage in dieser Oper erwarten kann.
René Pape ist ein höchst beeindruckender, stimmlich wie darstellerisch perfekter Hunding.
Auf der zweiten CD gibt es Morgendämmerung, Siegfrieds Rheinfahrt, Trauermarsch und das Finale der Götterdämmerung aus der Götterdämmerung. In den Orchesterstücken glänzt die Dresdner Staatskapelle mit einem elektrisierenden Musizieren, dessen Eloquenz und Ausdrucksintensität wohl kaum zu überbieten sind. Wagners symphonische Intermezzi werden wahrhaftige Tondichtungen. Im Schlussgesang der Brünnhilde ist wiederum Anja Kampe zu hören. ‘Starke Scheite’ singt sie, aber vom Rest des Textes versteht man nicht besonders viel. Dennoch weiß die Sängerin mit einer bewegenden Interpretation zu packen.
These live recordings in which the orchestral playing is especially pleasing were made at the Easter Festival in Salzburg, which, due to the pandemic, had been moved to the fall.
The main feature in the first act of Die Walküre is Christian Thielemann’s lyrical conducting. Wagner’s music has probably not often sounded more colorful and beautiful than in this performance by the Dresden Staatskapelle. The highly inspired Thielemann lets the orchestra describe the situations very accurately, and he does not shy away from extremely soulful music-making. This leads to rather slow tempos, and the excited jubilation of the enamored twins at the end of the act does not come out as rousing as with other conductors. But Thielemann compensates that with an orchestral playing that expresses Wagner’s motivic material very well and extremely sensually.
The bliss that the orchestra provides is not matched to the same degree on the singer’s side. Anja Kampe’s Sieglinde sometimes sounds a bit pressed and weak in the lower register. Nor can the listener comprehend Sieglinde’s excitement at falling in love with her twin brother.
Stephen Gould has plenty of vocal heroic presence and scores with a pleasant timbre; unfortunately, his singing is irritatingly erratic now and then, and his vibrato is certainly borderline. Nevertheless, his Siegmund is certainly among the best one can nowadays expect in this opera.
René Pape is a most impressive Hunding, perfect both vocally and in performance.
On the second CD there is Morgendämmerung, Siegfried’s Rhine Journey, the Funeral March and the finale from Götterdämmerung. In the orchestral pieces, the Dresden Staatskapelle shines with electrifying playing whose eloquence and expressive intensity are probably hard to beat. Wagner’s symphonic intermezzi become veritable tone poems. Anja Kampe is again heard in Brünnhilde’s farewell song. Unfortunately one does not understand very much of the text. Nevertheless, the singer knows how to grip with a moving interpretation.