Im Frühjahr feierte Christian Thielemann den 50. Geburtstag der Salzburger Osterfestspiele mit einer Revival-Produktion von Wagners ‘Walküre’, mit der Herbert von Karajan in einer revolutionären Produktion die Festspiele eröffnet hatte. Von 1967 ist nur das Bühnenbild übrig geblieben. Die Regie hat Vera Nemirova mit zahlreichen Details angereichert, die völlig überflüssig sind.
Musikalisch ist von Karajan nichts mehr da. Thielemanns Dirigat ist betont majestätisch, sehr dramatisch und schwergewichtig, auch wenn er schöne Farben aus der Dresdner Staatskapelle herausnimmt. Aber den geschmeidigen schlanken Klang der Karajan-Produktion erreicht er natürlich nicht.
Die Sänger sind mehrheitlich erstaunlich gut. Anja Harteros ist eine starke Sieglinde, die ich gerne in Karajans kammermusikalisch feinem Orchesterklang gehört hätte. Anja Kampe singt eine stimmlich wie darstellerisch starke Brünnhilde, und Christa Mayer ist eine charaktervolle Fricka.
Bei den Herren dominiert Vitalij Kowaljow als hoch musikalisch auftretender, emotional involvierter Wotan. Auch Georg Zeppenfeld ist in der Rolle Hundings untadelig, mit einer wunderbar schlanken und kräftigen Stimme. Und gerade da hapert es bei Peter Seifferts Siegmund, obwohl er mich sogar noch überrascht hat mit seiner Darbietung. Er ist ein durchwegs akzeptabler Interpret, aber die Stimme bleibt im unteren Register doch oft blass und schwach, und in der Höhe stört nicht selten ein allzu starkes Vibrato. Dennoch: Seiffert ist der beste Siegmund, den ich in den letzten Jahren gehört habe.