Aus dem Schaffen für Violine des russischen Komponisten Sergei Prokofiev stellt Rosanne Philippens sein zweites Violinkonzert, die Sonate für Violine solo und die ‘Fünf Melodien’ vor. Dazu kommt in dem Arrangement von Jascha Heifetz der Marsch aus ‘Die Liebe zu den drei Orangen’.
Bis auf die Solosonate handelt es sich um Werke, die Prokofiev in seiner Zeit in westlichen Staaten, vor seiner endgültigen Rückkehr in die Sowjetunion geschaffen hat und die unverblümt seinen persönlichen Stil charakterisieren. Die Solosonate wurde dann 1947 im Auftrag des staatlichen Komitees für Kunstangelegenheiten geschrieben.
Die Geigerin Rosanne Philippens braucht sich um die technische Seite ihrer Darstellung keine Sorgen zu machen, diese gelingt spielerisch. Aber auch der musikalische Ausdruck hinterlässt beim Zuhörenden den famosen Eindruck eines ungemein tiefsinnigen und nuancenreichen Spiels voller Körper. Interpretatorische Attacken gelingen ebenso überzeugend wie lyrische und schwelgerische Momente. Sie gibt den Kompositionen des großen russischen Meisters genau die Farben und setzt die Kräfte frei, die diese Musik ausmachen.
Für die Stücke mit Beteiligung des Klaviers hat sich Julien Quentin gefunden. Inspirationen für sein Spiel hat er unter anderem von Martha Argerich und Nikita Magaloff erhalten, denen er an seinem damaligen Wohnort Genf begegnete. Sein Spiel zeichnet sich durch schlichte Eleganz aus, dem jedoch die gefühlvolle Seite nicht abgeht.
Einzige Beigabe dieser CD ohne die Solistin ist der abschließend präsentierte zweite Satz aus der vierten Sonate für Klavier, der dem Komponisten selber so gut gefiel, dass er ihn orchestriert hat. Die Stimmung der Klaviersonate hat er dabei gewahrt. Wie auch im Violinkonzert gelingt dem ostschweizerischen Sinfonieorchester St. Gallen unter der Leitung ihres niederländischen Dirigenten Otto Tausk eine technisch gelungene und musikalisch ausdruckstarke Gestaltung. Im Violinkonzert sind sie der Solistin eine sichere und sensible Begleitung.