Der 1993 geborene deutsche Pianist Tobias Haunhorst ist nicht das, was man einen Tastenlöwen nennen könnte. Es geht ihm vielmehr um Klarheit, ums Differenzieren, Nuancieren und darum, den Zuhörer nicht zu elektrisieren, sondern geistig zu beschäftigen. Wir haben wir es also hier mit einem authentischen, sensiblen Musiker zu tun, dessen erste CD uns sehr gut gefällt.
Haunhorst beginnt sein Programm mit der Wanderer-Fantasie, deren besinnliche Expressivität ihm besonders am Herzen liegt. Sehr schön und tiefschürfend gelingt ihm das Adagio, und für den Rest lässt er der Musik freien Lauf, und so blüht diese ganz einfach und unmittelbar auf, dank der makellosen Technik ihres Interpreten, der überlegen und überlegt an sie herangeht.
Auch Liszts Sonate klingt mühelos, mit einer seltenen Evidenz und Natürlichkeit, was besonders den meditativen Stellen zugutekommt.
Andererseits stellen die virtuosen Passagen keinerlei Probleme für den Pianisten dar. Er spielt brillant und mit sehr viel Transparenz.
Dazwischen erklingt die 2. Klaviersonate des 1959 geborenen Stefan Heucke. Mit dem Untertitel ‘Nun danket alle Gott’ bezieht die 2017 uraufgeführte Sonate ihr gesamtes musikalisches Material dem gleichnamigen Bach-Choral sowie den Noten B-A-C-H. Es ist ein interessantes und musikalisch reiches Werk, das Haunhorst mit spürbarer Hingabe spielt.
German pianist Tobias Haunhorst (*1993) is not what you might call a keyboard lion. He is much more concerned with clarity, differentiation, nuance and not electrifying the listener, but keeping him mentally occupied. So we are dealing here with an authentic, sensitive musician whose first CD we like very much.
Haunhorst begins his program with the Wanderer Fantasy, whose contemplative expressiveness is especially close to his heart. The Adagio is very beautiful and profound, and for the rest he gives the music free rein, and so, being quite thoughtful, it blossoms quite simply and immediately, thanks to the impeccable technique of its interpreter.
Liszt’s sonata also sounds effortless, with a rare evidence and naturalness, which especially benefits the meditative passages. On the other hand, the virtuoso passages pose no problems for the pianist. He plays brilliantly and with a great deal of transparency.
In between, the 2nd piano sonata by Stefan Heucke, born in 1959, is heard. Subtitled ‘Nun danket alle Gott’, the sonata, premiered in 2017, draws all its musical material from the Bach chorale of the same name as well as the notes B-A-C-H. It is an interesting and musically rich work that Haunhorst plays with palpable dedication.