Als Komponist schämt sich Christian Lindberg nicht, eine Musik zu schreiben, die das Publikum verstehen und ohne große Anstrengungen aufnehmen kann. Und dennoch ist er weder Opportunist noch Populist. Ein gutes Beispiel dafür ist sein überaus stimmungsvolles Violakonzert ‘Steppenwolf’, das er trotz des an die gleichnamige Novelle von Hermann Hesse erinnernden Titels nicht als Programmmusik ansieht. Und doch hat es viel zu sagen, es spricht unmittelbar zum Hörer. Lindberg sagt: « The piece is all about loneliness, compassion and the fight for life – like a sad wolf trying to wash away the feeling of separation. » Das Soloinstrument spielt durchaus virtuos, aber auch mit kantabler Melancholie.
Im Zusammenspiel mit dem Orchesterpart, den Lindberg wieder einmal großartig gestaltet hat, kommt es so zu einer, sagen wir mal spätromantischen Musik von großer Ausdruckskraft. Nach der unergiebigen Erfahrung, die ich rezent mit Turnages Konzert für zwei Violinen gemacht hatte, war es eine richtige Freude, das Lindberg-Konzert zu entdecken, das im Repertoire der Violakonzerte eine echte Bereicherung darstellt und gute Chancen hat, ein großer Erfolg zu werden. Die Aufführung durch das Symphonieorchester Odense, dessen Chefdirigent Lindberg ist, und Rafael Altino muss als authentisch angesehen werden und besticht durch Spannung und eine breite Farbenpalette.
‘The Tales of Galamanta’ erzählt die Geschichte von zwei Jugendlichen, aus der imaginären Stadt Galamanta, Topo and Trandula, die sich verlieben. Doch dann taucht Fomba auf, die Topo zu verführen versucht, was zu dramatischen Auseinandersetzungen führt. Das Stück, das für ein Fernsehtanzprojekt entstand, ist farbig, brilliert mit exotischen Rhythmen und vielen Schlagzeugeinlagen, die im Kontrast zu den streicherdominierten Liebesszenen stehen. Ein wirklich gefälliges und brillantes, vorzüglich orchestriertes Stück!
Auch in ‘Peking Twilight’ zeigt Lindberg, was er draufhat, wenn es darum geht, ein Orchester klingen zu lassen.
Das Werk ist ein Auftrag des ‘Norrköping Symphony Orchestra’, und in dem Stück geht es tatsächlich gar nicht um die Hauptstadt Chinas, sondern um Norrköping, eine Stadt, die den Spitznamen ‘Peking’ trägt. ‘Twilight’, Zwielicht, Dämmerung, so sagt Lindberg, übe mit seinem mystischen Grundcharakter auf ihn eine starke Poesie aus, und diese hat er in dem durchaus nicht sentimental-ruhig, sondern manchmal ganz schön aufgewühlten Werk verarbeitet. Eine starke Tondichtung, wunderbar gespielt und von BIS, wie die beiden anderen Werke, in einem tadellos räumlichen Klang aufgenommen. Die BIS-Ingenieure können, im Gegensatz zu vielen anderen, ein Orchester wirklich in voller Breite klingen lassen.
Wegen der Qualität der Kompositionen, wegen der spannenden Aufführungen und der guten Tonaufnahme verdient diese CD unsere Supersonic-Auszeichnung.