Nach den Sonaten und Partiten von Bach und den Fantasien von Telemann, beide für Violine solo, widmet sich Tomas Cotik den Suiten für Cello solo von Johann Sebastian Bach. Diese hat er im Grundsatz um eine Quint höher transponiert, um sie an die Stimmung der Geige anzupassen. Darüber hinaus klingen sie noch eine Oktav höher. Im informativen Beiheft gibt er zur Quellenlage der Werke und zu seinen Überlegungen für die Umsetzung historisch informierter Spielweise eine Erläuterungen, wie schon bei den beiden vorherigen Projekten. Dazu zählen etwa die Wahl eines zeitgenössischen Bogens, die Stimmung und der sparsame Einsatz des Vibratos als Verzierung und nicht als andauernde Begleiterscheinung.
In seinem Spiel werden diese Werke durch ein fließend, fast schon schwereloses Klangbild geprägt. Es ist ein bisschen so, als ob sich die Musik vom größeren und damit vermeintlich oder wirklich trägeren Corpus des Cellos befreit hat und auf der Violine beschwingt abhebt. Das geht in gewissem Grade auch zu Lasten der Seniorität, die das größere Streichinstrument vermittelt. Nur vereinzelt, etwa in der Gavotte der letzten Suite, wirkt sein Spiel eckig und abgehackt und lässt den fließenden Gestus vermissen.
Cotik bleibt mit der Spieldauer im üblichen Rahmen. In den einzelnen Sätzen nimmt er sich gewisse minimale Freiheiten im Sinne agogisch nuancierter Veränderung des Grundtempos und erzielt auf diese Weise ebenso einen Höreindruck, der im Rahmen Spontanität und Freiheit vermittelt, ohne dabei den Grundaufbau zu beeinträchtigen.
Über alle sechs Suiten gehört zeigt Tomas Cotik eine in sich durchdachte und geschlossene Sicht auf diese Sammlung, was allein ein Wert ist. Aber dabei bleibt es nicht. Vielmehr wird hier eine lebendige Sicht, bei der der Zuhörer uneingeschränkt akustisch am Ball bleiben kann und zu keiner Zeit müde wird, zu lauschen, übermittelt, die die kundige und innige Auseinandersetzung des Künstlers mit der Materie deutlich macht.
After Bach’s sonatas and partitas and Telemann’s fantasias, both for solo violin, Tomas Cotik turns his attention to Johann Sebastian Bach’s suites for solo cello. He has transposed them a fifth higher in order to adapt them to the tuning of the violin. They also sound an octave higher. In the informative booklet, he explains the sources of the works and his considerations for the realization of historically informed playing, as he did for the two previous projects. These include the choice of a contemporary bow, the tuning and the sparing use of vibrato as an ornament and not as a permanent accompaniment.
In his playing, these works are characterized by a flowing, almost weightless sound. It is a little as if the music has freed itself from the larger and thus supposedly or actually more sluggish corpus of the cello and takes off buoyantly on the violin. To a certain extent, this is also at the expense of the seniority that the larger string instrument conveys. Only occasionally, for example in the gavotte of the last suite, does his playing seem angular and irregular and lacks a flowing gesture.
The playing time remains within the usual framework. In the individual movements, Cotik takes certain minimal liberties in the sense of agogically nuanced changes to the basic tempo and in this way also achieves an auditory impression that conveys spontaneity and freedom within the framework without compromising the basic structure.
Across all six suites, Tomas Cotik presents a well thought-out and coherent view of this collection, which is a value in itself. But it does not stop there. Rather, a lively view is conveyed here, in which the listener can remain acoustically engaged without restriction and never tire of listening, which clearly demonstrates the artist’s knowledgeable and intimate engagement with the material.