Er will nicht mehr in seiner Heimatstadt Novosibirsk leben, weil es dort zu kalt ist, hat sich aber überreden lassen, dort ein Musikfestival zu gründen und künstlerisch zu leiten. Vom 31. März bis 12. April findet Vadim Repins erstes 'Trans-Siberian Art Festival' statt. Remy Franck hat sich mit dem Geiger darüber unterhalten.

Vadim Repin
(c) Gela Megrelidze

Vadim Repin, ich kenne Sie als Musiker, der alles Nicht-Musikalische in seiner Karriere gerne anderen überlässt. Jetzt leiten Sie ein Festival. Wie kam es dazu?
Novosibirsk ist meine Heimatstadt. Es gibt Leute dort, die mich schon vor vielen Jahren gefragt haben, ein solches Festival aufzubauen. Ich habe immer ‘Nein’ gesagt, weil ich die Zeit nicht für reif hielt. Wenn man so etwas macht, müssen alle Sterne richtig stehen. Nun hat Novosibirsk aber einen neuen Konzertsaal bekommen, der nach dem Dirigenten Arnold Katz benannt ist und 1200 Menschen Platz bietet. Das war für mich ausschlaggebend. Ich habe daher dem Vorhaben zugestimmt, und seit einem guten halben Jahr arbeiten wir ganz fleißig am Konzept, am Design, am Programm…

Und welches Konzept haben Sie entwickelt?
Sehen Sie, das Konzept ist ganz einfach: ich will großartige Musiker einladen und denen die Möglichkeiten geben, sich mit der Musik zu präsentieren, die ihnen am Herzen liegt. Zu oft muss man sich in bestimmte Programme einfügen und kann nicht wirklich frei wählen, was man spielt. Bei mir soll jeder frei sein, er soll sich wohl fühlen.

Welche Künstler kommen denn nun?
Ich bin ganz glücklich, dass viele herausragende Musikerkollegen meine Einladung angenommen haben. So zum Beispiel der Dirigent Kent Nagano, der das Eröffnungsprogramm macht. Valery Gergiev kommt fürs Schlusskonzert. Mario Brunello kommt mit dem ‘English Chamber Orchestra’, ferner haben wir die Mezzosopranistin Olga Borodina sowie die Pianisten Nikolai Lugansky und Andrei Korobeinikov. Es gibt auch eine gemeinsame Aufführung ‘Pas-de-deux for toes and fingers’ mit mir und mit meiner Frau, der Primaballerina Svetlana Zakharova. Zur Uraufführung kommt das Violinkonzert ‘Voices of Violin’ des israelischen Komponisten Benjamin Yusupov mit dem Philharmonischen Orchester Novosibirsk unter seinem Chefdirigenten Gintaras Rinkevičius. Es gibt auch ein Konzert mit dem Orchester des Konservatoriums, weil uns die jungen Musiker sehr am Herzen liegen. Wir versuchen auch, junge Leute für Musik zu interessieren. Ich werde mich mit Studenten der Universität treffen. Wir haben zudem noch ein Filmprogramm. Das Programm ist sehr breit gestreut.

Sie haben einen relativ frühen Termin im Jahr gewählt. Da ist es doch noch kalt in Novosibirsk.
(lacht) Ich hoffe, es wird mindestens 15 Grad warm sein. Aber ausschlaggebend war vor allem das Frühjahr. Diese Jahreszeit bedeutet Aufbruch, sie bedeutet neue Kraft, neues Leben und gute Laune, das war uns sehr wichtig.

Wie steht es mit der Finanzierung?
In Russland gab es dieses Jahr nicht nur die Olympischen Spiele, sondern 2014 ist auch ein Kulturjahr. Das ist gut, um eine solche Idee zu lancieren. Aber auch in der Region finden wir viel Unterstützung. Der Gouverneur steht voll hinter dem Festival.

In diesem Festival machen Sie nicht nur Musik, selbst wenn Sie selber recht viel spielen. Sie kümmern sich um vieles, was in den administrativen Bereich fällt, den sie ja eigentlich nicht mögen, wie Sie mir einmal verrieten.
Dieses Festival ist mein Baby. Für das Festival mache ich alles. Sehr gerne! Ich kümmere mich um jedes Detail, und das macht mir sogar viel Spaß. Ich entdecke eine neue Welt. Und ich habe immer den Eindruck, dass das nicht nur ein Musikfestival ist, sondern ein wirkliches Fest. Meine Mutter ist sehr stolz auf mich. Sie wohnt ja immer noch in Novosibirsk und freut sich genau so wie ich.

Dann nimmt dieses Festival Ihnen doch viel Zeit. Fehlt die Ihnen nicht in Ihrer Karriere als Geiger? Sie sind einer der Besten und wollen es ja wohl auch bleiben? Oder können Sie es sich leisten, heute weniger zu üben?
Nein, nein! Es wird niemals leichter. Im Gegenteil! Der Druck wird stärker. Ich habe manchmal den Eindruck, als müsse ich heute noch mehr üben als früher. Ich brauche heute mehr Konzentration. Aber mein Leben gehört der Geige. Ich will mich trotz des Festivals immer sehr auf die Musik konzentrieren.

Sie sagten mir einmal, sie wollten später in Ihrer Karriere auch mal dirigieren. Wie weit sind Sie mit diesem Vorhaben?
Ja, sehen Sie, genau das ist etwas, wozu ich keine Zeit habe. Das ist ein Wunsch, aber ich kann ihn mir einfach zeitlich nicht erfüllen, denn wenn ich das auf hohem Niveau machen würde, müsste ich mir viel Zeit dafür nehmen. Das geht nicht alles von selber.

Info: www.transsiberianfestival.com

 

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