Sie ist schon sehr speziell, die Karriere des Londoner Pianisten Nick van Bloss. Er begann im Alter von elf Jahren mit dem Klavierspiel. Von zahlreichen Preisen beflügelt, startete er eine vielversprechende Karriere.
1994, im Alter von 26, spielte er ein im Fernsehen gezeigtes Konzert im Rahmen des Chopin Festivals in Polen. Dies war sein letzter öffentlicher Auftritt, bevor er sich als Pianist für 15 Jahre zurückzog. Während dieser Zeit spielte van Bloss kaum Klavier, arbeitete aber an der Fertigstellung seiner Autobiographie ‘Busy Body’, welche 2006 veröffentlicht wurde. Van Bloss leidet unter dem Tourette-Syndrom, also unter nervösen, unkontrollierten Bewegungen.
Im April 2009 spielte der Pianist ein Comeback-Konzert in der Londoner ‘Cadogan Hall’, das von den Kritikern als ‘Triumph“ bezeichnet wurde. Seitdem ist er wieder regelmäßig auf den Konzertpodien anzutreffen. Und jetzt mit einer neuen CD. Und für die bändigt er seine Krankheit einmal mehr sehr erfolgreich. Beethovens 33 Diabelli-Variationen denkt er architektonisch durch, phantasievoll in der Rhythmik, der Artikulierung und der Akzentuierung, und die Aufnahme wirkt ungemein frisch und spontan.
Noch persönlicher wird der Brite in der Sonate op. 57, der ‘Appassionata’, die er betont flüssig, lyrisch und ohne Pathos interpretiert. Schon der Beginn klingt wie eine Art Understatement. Und auch im weiteren Verlauf des Werkers praktiziert er nichts Konstruiertes und nicht Affektiertes. Er steigert die Dynamik nicht ins maximal Mögliche, aber er setzt vor allem auf die Wirkung von Beethovens vorwärts drängendem rhythmischem Ausdruck, dabei subtilst Licht und Schatten verteilend. Auch hier überraschen die Artikulierung und die Transparenz in einem ungewohnt schlanken und letztlich völlig unprätentiösen und ehrlichen Spiel. Daher kann ich diese CD jedem empfehlen, der sein Beethoven-Bild bereichern will.
How lucky are we to hear such a personal and refreshing performance of both the Diabelli Variations and the Appassionata. Nick van Bloss’s playing is fluid, extremely transparent, non-sentimental, yet always gripping by its rhythmic force.