Das hat ja ganz schön lange gedauert zwischen Aufnahme und Veröffentlichung! Ob Nott deswegen so zügig dirigiert, um die verlorene Zeit aufzuholen? Spaß beiseite, die Angelegenheit ist ja eher ernst, ja sogar tragisch, wie der Beiname der Sechsten sagt. Und Notts Tempi sind beleibe nicht so schnell wie jene Gergievs. Aber ein klein wenig eilig hat er es doch und durchmisst den ersten Satz im rabiaten Geschwindmarsch, und rabiat beginnt auch der zweite, das wuchtige Scherzo, und wenn darin die ersten Stachel auftauchen, wenn die Entschlossenheit gebremst wird, wenn die bösen Gedanken Überhand nehmen, akzentuiert Nott den Tanzschritt, versucht mit guter Laune und Optimismus – das Booklet spricht nicht von ungefähr von einer Komödie – die Situation in den Griff zu bekommen. Keine Chance! Und gegen Schluss winselt die Musik nur noch. Im langsamen Satz, hier an dritter Stelle, hütet sich Nott vor Gefühlsüberschwang. Sein Andante moderato ist jedoch keineswegs nüchtern und lässt die weitere Verschlechterung der Situation sehr deutlich werden. Dabei profitiert Notts Dirigat vom gesunden Klangempfinden der Bamberger Musiker, die schon im ersten Satz mit einer wunderbaren Durchleuchtung der Strukturen und des Klanggeflechts begeistert hatten. Der Dirigent erklärt im Textheft die inneren Zusammenhänge, die ihn dazu gebracht haben, das Scherzo vor dem Andante zu spielen (was ihm gewiss mancherorts als grober Fehler angekreidet werden wird).
Das wiederum recht schnell gespielte Finale besticht durch die Transparenz der Musik, durch die Unerbittlichkeit der Progression. Das Schicksal wird bei Nott nicht so sehr durch düstere Farben und Hammerschläge als vielmehr durch mitreißende, spannungsgeladene Orchesterkräfte von aufregender Transparenz und klanglich sehr in die Tiefe angelegte Endzeitvisionen deutlich gemacht.
Jonathan Notts Sechste Symphonie ist weder dunkel noch schwermütig, sie ist nicht grell und überfrachtet, sie forscht nicht nach dem Unergründlichen, sondern bedient sich der elementaren Kräfte, um das Destruktive der Komposition deutlich werden zu lassen. Sie ist dementsprechend voller Dramatik und von einer berserkerhaften Wildheit.
Rather quick tempi, a gorgeous, phenomenally transparent orchestral sound, and the Scherzo coming ahead of the Andante are the main characteristics of this brilliant account of Mahler’s Sixth Symphony.
Des tempi plutôt rapides, un son orchestral électrisant, d’une transparence tranchante et le placement du Scherzo avant l’Andante, voilà les caractéristiques majeures de cette brillante interprétation de la Sixième de Mahler.