Als Beethoven zwanzig Jahre alt war, wurde er beauftragt, eine Kantate des Bonner Dichters Severin Anton Averdonk zu vertonen, die bei einer Trauerfeier für den 1790 verstorbenen Kaiser Joseph II. aufgeführt werden sollte. Allerdings kam die Aufführung nicht zustande, « aus mehreren Ursachen », wie ein Zeitdokument besagt. Und sie wurde auch zu Beethovens Lebzeiten nicht gespielt. Beethoven recycelte das Material teilweise in seiner Oper ‘Leonore’ (Fidelio), weswegen die Kantate dem Hörer von heute recht bekannt vorkommt.
Michael Tilson Thomas dirigiert das Werk mit jenem feierlich-ernsthaften Ansatz, den es verdient. Die Sänger werden ihrer Aufgabe gerecht, wenngleich die Textverständlichkeit zu wünschen übrig lässt, besonders bei Sally Matthews. Schade, dass diese vor fünf Jahren noch so schlanke Stimme heute ein so fettes Vibrato hat. Orchester und Chor überzeugen durch ein sehr geschmeidiges Singen und Musizieren.
Somit ist der erste Teil der SACD eine richtige Entdeckung, während der zweite, mit einem bekannten Werk, der 2. Symphonie, auch durch manch neue Klangstrukturierung oder -schichtung auffällt.
Tilson Thomas lässt die Historisierenden ihre Arbeit machen und macht, davon unbeeindruckt, die seine. Er wählt moderate Tempi und lässt sich Zeit, die Instrumentierung liebevoll zum Blühen zu bringen. Dabei wirkt die Musik nicht behäbig, sondern auch in langsameren Teilen schwungvoll und tänzerisch. Die Holzbläser bekommen so die Gelegenheit, in wunderbarer Rhetorik eine wichtige Rolle zu übernehmen. Eine gute Portion Bonhomie, Augenzwinkern und sogar Witz machen dem Ohr viel Freude.
Beethoven’s Cantata for Emperor Joseph II contains some music the composer later recycled in his opera Leonore (Fidelio). Though the work has been recorded several times, this performance really deserves to be listened to. I also like Tilson Thomas’ Second Symphony which has a lot of colors, plenty of good mood and brilliant playing form the SFS, especially from the woodwinds.