Camille Saint-Saëns war ein Komponist, der sich sehr mit der Form beschäftigte und deswegen gerne als akademisch bezeichnet wird. Dennoch komponierte er viele originelle Werke. Sein Sinn für die Melodie ermöglichte es ihm, der Langeweile zu entkommen. Diese Melodien gibt es in seiner Kammermusik im Überfluss, die in der Tat wenig bekannt ist, von der wir aber mit Freude das Klaviertrio Nr. 1 zu hören bekommen, da es von Musikern aufgenommen wurde, die es verstehen, Saint-Saëns in seinem wahren Maß zu behandeln, ohne ihn zu überladen oder ihm ein bloß oberflächlich glänzendes Finish zu geben. Das ist dem Trio Hélios hervorragend gelungen. Es spielt mit großer Souplesse, einem außergewöhnlichem Lyrismus und einer permanent ansprechenden Rhetorik. In der Tat haben in diesen Werken Pathos und Schwülstigkeit oft das Raffinement, die Reinheit der Linien, die Zartheit der musikalischen Bewegung verschleiert. Es gibt auch Interpreten, die das Stück zum harmlosen Small herabwürdigten. Und, oh Wunder, beim Trio Hélios bekommt die Musik eine Bedeutung, eine Seele. Der langsame Satz hat mich noch nie so berührt, wie in dieser Aufführung.
Das Trio Hélios begeistert nicht weniger im Ravel-Trio, in dem Kraft und Zartheit mit einer typisch französischen Eleganz verbunden werden. Sublimierte Kontraste, geschmeidige und elegante Bewegungen, tiefe und poetische Gesten, alles wirkt mit Intelligenz und ebenso viel Spontaneität zusammen, um der Musik eine packende Präsenz zu verleihen. Wenn Sie sich mit Ravel betrinken wollen, ist das mit diesem konzentrierten Saft sicher möglich!
Die beiden Stücke von Lili Boulanger gefallen ebenso, D’un soir triste in einer melancholisch-verinnerlichten Stimmung, in dem Raphaël Jouans kantables Cellospiel – hier wie in den übrigen Werken auch – tiefste Empfindungen verströmt. Das sensuelle Spiel der Geigerin Camille Fonteneau, und das markante Einmischen des Pianisten Alexis Gournel geben dem Stück eine ergreifende Wirkung. Wie gut sie die Musik Boulangers verstanden haben, wie sehr sie gerade in ihrem letzten Werk vor ihrem allzu frühen Tod, D’un matin de Printemps, pure Brillanz vermeiden und eher eine Stimmung von Unsicherheit bez. manchmal forcierter Freude erzeugen, ist ein interpretatorischer Schachzug von großer Wirkung.
Und so ist dies eine wunderschöne CD, hervorragend interpretiert mit einem perfekten Sinn für Ausgewogenheit, und obendrein gut aufgenommen.
Camille Saint-Saëns was a composer who was very concerned with form, and for this reason he is often described as academic. Nevertheless, he composed many original works. His sense of melody enabled him to escape boredom. These melodies abound in his chamber music, which is indeed little known, but of which we are delighted to hear the Piano Trio No. 1, recorded by musicians who know how to treat Saint-Saëns to his true measure without overloading him or giving him a merely superficially glossy finish. The Trio Hélios succeeded in doing just that. It plays with great flexibility, an extraordinary lyricism and a permanently appealing rhetoric. Indeed, in these works pathos and turgidity have often obscured refinement, purity of line, delicacy of musical movement. Other performers have produced just harmless small talk. With the Trio Hélios however the music takes on a meaning, a soul. The slow movement has never touched me as it does in this performance.
The Trio Hélios inspires no less in the Ravel Trio, in which power and delicacy are combined with a typically French elegance. Sublimated contrasts, suppleness and elegance, deep and poetic gestures, all work together with intelligence and as much spontaneity to give the music a gripping presence. If you want to get drunk on Ravel, it’s certainly possible with this concentrated juice!
The two pieces by Lili Boulanger are equally pleasing, D’un soir triste in a melancholy, introverted mood in which Raphaël Jouan’s cantabile cello playing – here as in the other works – conveys the deepest sensations. The sensual playing of violinist Camille Fonteneau, and the striking interjections of pianist Alexis Gournel, give the piece a poignant effect. How well they understood Boulanger’s music, how much they avoid pure brilliance especially in her last work before her all-too-early death, D’un matin de Printemps, and rather create a mood of uncertainty and sometimes forced joy, is an interpretive move of great impact.
And so this is a beautiful CD, superbly interpreted with a perfect sense of balance, and well recorded also.