Trio Montserrat - German Counterpoint; Bach / Mozart: Fugen BWV 583, 853 & 882 aus dem Wohltemperierten Klavier (für Streichtrio); Paul Büttner: Triosonate für Streichtrio; Heinz Schubert: Kammersonate für Streichtrio, Reinhard Schwarz-Schilling: Streichtrio; 1 CD Aldila ARCD 014; Aufnahme 08/2020, Veröffentlichung 05/02/2021 (70'08) – Rezension von Uwe Krusch
Man mag es kaum sagen, aber die fehlenden Auftrittsmöglichkeiten mit dem Orchester im ersten COVID-Jahr haben auch ihre guten Seiten. Denn für diese CD haben sich drei katalanische Musiker zusammen getan, um vor allem unbekannte Werke kaum mehr bekannter deutscher Komponisten spontan zu erarbeiten und aufzunehmen. Der Geiger Joel Bardolet hat mit zwei Bekannten, die aber alle noch nie zusammen gespielt hatten, diese Idee verwirklicht.
Ob die Streichtrio-Bearbeitungen von drei Fugen aus Bachs Wohltemperiertem Klavier von Mozart stammen, ist fraglich; für die Adagio-Einleitungen ist das unzweifelhaft.
Paul Büttner ist mit Dresden eng verbunden. So leitete er den Chor und das Konservatorium künstlerisch, bis ihn die Nationalsozialisten seiner Ämter enthoben. Sein Stil lässt sich spätromantisch verorten. Die Triosonate von 1930 zeigt sieben Miniaturen in kanonischer Form, die musikalische Freude ebenso ausstrahlen wie sie eine Vielfalt an Charakteren in unverwechselbarer Sprache bieten.
Einen gemischten Weg ging Heinz Schubert, der der NSDAP beitrat, musikalisch aber die politischen Vorgaben ablehnte. Seine Musik kann man als romantisch bis neobarock mit polyphonem Grundton kategorisieren. Sein Trio, genannt Kammersonate, herausfordernd scheinbare Grenzen der polyphon komplexen Harmonik überschreitend, ist vorbildlos. Sowohl die Triosonate als auch die Kammersonate erfahren hier ihre Ersteinspielung.
Wegen seiner jüdischen Ehefrau und seines ausbleibenden Parteibeitritts bedrängt, aber nicht entlassen, wurde Reinhard Schwarz-Schilling in Berlin, dessen Musik den modernsten Einschlag dieser Aufnahmen erkennen lässt. Sein spätes Streichtrio bietet in zwei Sätzen bei rhapsodischer Freiheit der Form raffiniert-zerbrechliche Klänge.
Das spontane Trio Montserrat erweckt die Kompositionen mit einem frischen und kraftvollen Zugriff zu quicklebendigem Leben. Was ihnen an eingespielter Feinheit, Abstimmung und Finesse fehlen mag, ersetzen sie mühelos durch den forschend intensiven Einsatz und trotz der Spontanität ihres Zusammenspiels mit schon feiner Abstimmung und gegenseitigem kammermusikalischem aufeinander Eingehen und Zuhören. Während sie Bach/Mozart noch einen pastoseren Anstrich geben, was dem ursprünglichen Orgelklang entgegenkommt, lassen sie die Werke des zwanzigsten Jahrhunderts schlanker erklingen, ohne deswegen an Energie und erkennbar enger Vertrautheit mit den Stücken einzubüßen.
Wie schon erwähnt, COVID fördert auch positive Ergebnisse zu Tage.
It’s hard to say, but the lack of performance opportunities with the orchestra in the first COVID year also has its good sides. So, three Catalan musicians got together to spontaneously work on and record works by German composers who are hardly known any more. Violinist Joel Bardolet realized this idea with two acquaintances, but none of them had ever played together before.
Whether the string trio arrangements of three fugues from Bach’s Well-Tempered Clavier are by Mozart is questionable; for the Adagio introductions it is undoubted.
Paul Büttner is closely associated with Dresden. He was artistic director of the choir and the conservatory until the National Socialists removed him from office. Stylistically he belongs to the late Romantic period. The Trio Sonata of 1930 features seven miniatures in canonic form that radiate musical joy as much as they offer a variety of characters in unmistakable language.
Heinz Schubert, who joined the NSDAP but musically rejected the political guidelines, took a mixed path. His music can be categorized as romantic to neo-baroque with a polyphonic keynote. His trio, called Kammersonate, challenging apparent boundaries of polyphonically complex harmony, is unprecedented. Both the Trio Sonata and the Chamber Sonata receive their premiere recording here.
Harassed but not dismissed in Berlin because of his Jewish wife and his failure to join the Party, Reinhard Schwarz-Schilling’s music reveals the most modern impact of these recordings. His late string trio offers refined, fragile sounds in two movements with rhapsodic freedom of form.
The spontaneous Trio Montserrat plays the compositions with a fresh and powerful approach. What they may lack in rehearsed subtlety, tuning and finesse, they effortlessly replace with explorative, intensive commitment and, despite the spontaneity of their interplay, with already fine tuning and mutual chamber-musical listening to each other. While they still give Bach/Mozart a more pastose touch, which suits the original organ sound, they let the works of the twentieth century sound leaner, without losing energy and recognizably close familiarity with the pieces.
As already mentioned, COVID also brings positive results to light.