Während der Stellenwert von Paganini heute eher unterschätzt wird, haben Zeitgenossen und auch spätere Komponisten wie Berlioz, Chopin, Liszt, Schubert und Schumann lobende bis überschwängliche Bonmots über ihn geäußert. Die Simplizität seiner Orchestration ist darin begründet, dass er die Orchesterstimmen aus Furcht vor Nachahmung erst zum Konzert verteilte und hinterher wieder einsammelte.
Die Berichte und Gerüchte über Paganinis Auftritte und Spiel sind Legende. Sicherlich sind sie auch den tatsächlichen Gegebenheiten geschuldet. Ein Teil wird aber auch aus den Zeitumständen erklärbar sein. Nichtsdestotrotz ist klar, dass es sich um einen der größten und beeindruckendsten Virtuosen gehandelt hat.
Wie bei allen historisierenden Versuchen ist Paganinis Spiel sicherlich nicht mehr wirklich nachvollziehbar. Was man aber sagen kann ist, dass derjenige, der sich seiner Werke annimmt, sich nicht nur technisch hervorragend bewähren muss. Paganinis Kompositionen und sein Spiel haben immer auch zärtlich innige Aspekte. « Ich hab einen Engel in Paganinis Adagio singen hören“, wird Schubert zitiert.
Wenn man diesen Maßstab anlegt, gehört Salvatore Accardo zu den wenigen, die diesen Anforderungen extrem nahe kommen. Sein Spiel ist technisch nicht nur einfach makellos, sondern überwältigend. Er meistert die geigerischen Herausforderungen mit Bravour und verleiht darüber hinaus den Soli viel Wärme und musikalische Qualität.
Zwischen den beiden ersten Konzerten werden das letzte Caprice in a-Moll für Violine solo sowie die Variationen über ‘God Save the King’ in einem Arrangement für Violine und Klavier eingeschoben. Auch diese ‘Zugaben’ werden mit dem vollen Engagement zu Gehör gebracht und überzeugen vollends.
Das SWR Orchester unter Ernest Bour widmet sich dem Orchesterpart mit der gebotenen Energie, auch wenn es sicherlich interessantere Begleitungen gibt. Aber so haben die Musiker wenigstens die Gelegenheit, einem wunderbaren Solisten zu lauschen. Auch technisch ist diese Aufnahme vom Feinsten.