In der Münchner Presse der Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts tauchte hin und wieder der Name des Musikers Paul Frankenburger auf. Er hatte Violine, Klavier, Komposition und Dirigieren studiert und wurde zu Beginn der Saison 1920-21 unter Bruno Walter stellvertretender Leiter des Chores und Korrepetitor der Bayerischen Staatsoper. Während dieser Zeit begann er auch zu komponieren. 1924 wurde er Kapellmeister und Chorleiter am Augsburger Stadttheater. 1931 wurde er wegen seiner jüdischen Wurzeln entlassen und wanderte 1933 nach Palästina aus. Damit hörte Paul Frankenburger auf zu existieren, denn er nannte sich von da an Paul Ben-Haim. In Tel Aviv arbeitete er zunächst an einer neuen musikalischen Identität und begann danach wieder zu komponieren, und so entstanden zwei Symphonien, Konzerte und weitere Orchesterwerke, Kammermusik, Chöre, Oratorien, liturgische Werke und Lieder. Das Programm dieser CD der Bayerischen Kammerphilharmonie beschränkt sich auf Streicherwerke, zum Teil mit Solisten. Es beginnt mit dem eleganten Concerto for Strings von 1947 und präsentiert danach ein richtiges Meisterwerk, die Pastorale Variée für Klarinette, Harfe und Streichorchester. Die von traditioneller Musik des Mittelmeerraums beeinflusste Musik ist hinreißend melodisch und ein echter Ohrwurm. Zu dieser Wirkung trägt auch die hoch inspirierte Interpretation mit einer unvergleichlicher Geschmeidigkeit und einem reizenden Farbenspiel viel bei. Bettina Austs Solo besticht durch einen warmen, runden und reinen Klang, der zusammen mit den Streichern der Bayerischen Kammerphilharmonie dem Hörer hilft, die eigenartige Kraft dieser Musik spüren und zu verinnerlichen.
Die Three Songs Without Words (1962) hat der Komponist als « Tongemälde mit orientalischer Gestimmtheit“ bezeichnet. Für die (optionalen) Vokalparts konnte die in Jerusalem geborene Sopranistin Talia Or gewonnen werden, die diese Stücke mit suggestivem Gesang prägt, unter dem das sensible Spiel der Streicher wunderbare Stimmungen schafft.
Die Music for Strings aus dem Jahre 1956 bildet den Abschluss der CD. Sie beginnt mit einem sehr ernsten und nachdenklichen Satz, der im etwas schwermütig Tänzerischen des zweiten Satzes nachhallt. Auch die Serenade klingt eher melancholisch und leitet über zu einer ähnlich stimmungsvollen, elegischen Aria. Erst im Finale wird die Musik unbeschwert und beschließt so sehr schwungvoll eine CD, die man wegen des selten zu hörenden Repertoires und der hervorragenden, sehr engagierten Interpretationen nur wärmstens empfehlen kann.
The name of the musician Paul Frankenburger frequently appeared in the Munich press of the 1920s. He had studied violin, piano, composition and conducting, and at the beginning of the 1920-21 season became deputy director of the chorus and répétiteur of the Bavarian State Opera, where Bruno Walter was Music Director. During this time he also began to compose. In 1924 he became Kapellmeister and choir director at the Augsburg City Theater. In 1931 he was dismissed because of his Jewish roots and emigrated to Palestine in 1933. With that, Paul Frankenburger ceased to exist, for from then on he called himself Paul Ben-Haim. In Tel Aviv he first worked on a new musical identity and then began to compose again, and so he wrote two symphonies, concertos and other orchestral works, chamber music, choruses, oratorios, liturgical works and songs. The program of this CD by the Bayerische Kammerphilharmonie is limited to string works, some with soloists. It begins with the elegant Concerto for Strings of 1947, and then presents a real masterpiece, the Pastorale Variée for clarinet, harp and string orchestra. Influenced by traditional Mediterranean music, the music is ravishingly melodic and a real earworm. The highly inspired interpretation, with its incomparable suppleness and delightful play of color, contributes much to this effect. Bettina Aust’s solo captivates with a warm, round and pure sound which, together with the strings of the Bayerische Kammerphilharmonie, helps the listener to feel and internalize the peculiar power of this music.
The composer has described the Three Songs Without Words (1962) as « tone paintings with oriental moodiness. » For the (optional) vocal parts, the Jerusalem-born soprano Talia Or could be won, who shapes these pieces with suggestive singing under which the sensitive playing of the strings creates wonderful moods.
The Music for Strings from 1956 concludes the CD. It begins with a very serious and reflective movement that echoes in the somewhat melancholy dance-like second movement. The Serenade also sounds rather melancholy, leading into a similarly moody, elegiac Aria. Only in the finale does the music become light-hearted, thus concluding very spiritedly a CD that can only be warmly recommended because of the rarely heard repertoire and the excellent, very committed interpretations.