Die Geigerin Elena Denisova spielt zwei Violinkonzerte jüngeren Datums, eines aus Österreich mit Streichorchester und Pauken sowie ein noch jüngeres aus Russland mit Symphonieorchester. Die jeweils etwa halbstündigen Werke haben äußerlich eine klassisch dreisätzige Form, weisen aber ansonsten abweichende Eigenarten auf.
Nikolaus Fheodoroff (1931-2011) war ein österreichischer Komponist. Er arbeitete u. a. beim ORF als musikalischer Leiter eines Landesstudios und des Kammerorchesters sowie als Aufnahmeleiter bei den Salzburger Festspielen und beim Steirischen Herbst.
Beim Komponieren spielen für ihn die Botschaften, die beim Hörer ankommen, eine wichtige Rolle. Nimmt dieser lediglich Töne wahr, registriert mathematische Proportionen oder spielt ihm sein Kopfkino eine Geschichte vor? Dann ist die des Violinkonzertes mit Streichern und Pauken eine ruhig wirkende Erzählung. Das intensiv aufspielende Streicherensemble, in den Ecksätzen kräftig um Pauken verstärkt, ist ein sicherer Teppich für die Solistin. Diese spielt das Werk sehr klangschön und sicher. Die Aufnahme rückt sie so sehr in den Vordergrund, dass es über die übliche technische Betonung des Solisten hinausgeht. Dadurch entsteht in gewisser Weise der Eindruck, dass sie nicht zusammen spielen, sondern nur gleichzeitig.
Mikhail Kollontay stammt aus Moskau und sang bereits als Kind in Kirchenchören. In den Fächern Piano und Komposition schloss er sein Studium mit Diplomen ab. Danach nahm er in Moskau Lehraufträge wahr und übte verschiedene Tätigkeiten an Kirchen aus. Seit 2003 unterrichtet er an der ‘Tainan National University of the Arts’ (Taiwan).
Sein kompositorischer Stil wurde unter dem Einfluss der russischen Kirche geformt. Die liturgische Tradition, die Kultur des frühen russischen Gesangs und der Folklore trugen ihren Anteil zu seiner Art der Intonation sowie des rhythmischen und modalen Aufbaus bei.
In seinem Violinkonzert verarbeitet er Gedanken zum alltäglichen Einspielen eines Geigers. Im Finale wird die sufistische Erzählung von Rose und Nachtigall, der Liebe, musikalisch dargestellt. Solistische Geigen des Orchesters geben den aus der Natur abgehörten Gesang der Nachtigall wieder.
Die Interpreten gehen die Darbietung mit Gelassenheit an. Der Anfang ist irritierend, da man das ‘Einspielen’ nicht gleich als Teil des Konzertes erkennt, sondern über den Ton grübelt, bis sich das Werk entwickelt. Es hat deutlich modernere Komponenten als das andere vorgestellte Werk. Wegen der symphonischen Besetzung des Orchesters kann es sich auch auf mehr Klangfarben stützen. Das Symphonieorchester des russischen Rundfunks und Fernsehens füllt die Musik mit Leben.
Die Solistin Elena Denisova hat das klassische Repertoire bereits seit ihrer Jugend gespielt und widmet sich nunmehr vornehmlich zeitgenössischer Musik. Sie spielt mit virtuosem Ton und gleichzeitig großer Natürlichkeit.
Der Dirigent Alexei Kornienko führt bei Fheodoroff das ‘Collegium Musicum Carinthia’, ein Streichorchester, das u. a. von ihm und der Solistin vor 25 Jahren gegründet wurde.
Beide Ensembles engagieren sich vielseitig sowohl hinsichtlich der Projekte als auch der Spielstätten über den üblichen Betätigungskreis eines Orchesters hinaus. Aus dem jahrelangen gemeinsamen Weg von Solistin und Dirigent ergibt sich eine blind funktionierende Zusammenarbeit, die auch auf die Orchester übertragen wird.