Ein weitgehend unbekanntes Mitglied der Bachfamilie wird hier mit seinen vier Ouvertüren vorgestellt, Johann Bernard Bach (1676-1749), ein Cousin zweiten Grades von Johann Sebastian. Es wäre übertrieben zu sagen, dass damit das Œuvre dieses Bachs erfasst wäre. Richtig aber ist, dass nur wenige Werke von ihm überliefert sind und an Orchesterwerken gibt es nur die vier hier vorgestellten. Auch sonst ist aus dem Leben von Johann Bernhard wenig gewusst.
Aus seiner Anstellung in Eisenach weiß man, dass er zumindest Telemann gekannt hat. Aber mit welchen Musikern er sonst Umgang pflegte, muss Spekulation bleiben. Da es kopierte Stimmen seiner Ouvertüren gibt, die teilweise aus der Feder von Johann Sebastian stammen, war zumindest die Musik diesem bekannt.
Für diese Ouvertüren sind nicht einmal Entstehungsdaten überliefert. Ihr älterer Stil lässt die Vermutung zu, dass sie vor den ebenfalls vier Ouvertüren von Johann Sebastian komponiert wurden. Bei diesem Typ Werk handelt es sich um eine deutsche Form, die französischen Stil und französische Bezeichnungen nutzt, aber in Frankreich allenfalls ansatzweise ähnlich vorhanden ist. In der Ouvertüre g-Moll wird mit dem Einsatz der Solovioline ein italienischer Einfluss deutlich.
Aus verschiedenen überlieferten Instrumentierungen, die teilweise nur Streicher, teilweise auch Bläser umfassen, hat das Ensemble ‘L’Acheron’ den Schluss gezogen, ähnlich den Ouvertüren von Johann Sebastian Bach eine orchestrale Gestaltung mit Streichern und Bläsern zu präsentieren. Die Interpretation vermittelt dem Hörer bei jedem Satz ein anderes Bild, das eine derb ländlich, ein anderes höfisch galant, wieder andere, die sich als zärtlich, militärisch oder als Ausdruck von Gefühlen deuten lassen. So wird die Musik zu einem farbigen Strauß verschiedener Eindrücke gebunden, der das Ohr erfreut, da sich die Spielfreude unmittelbar erschließt.