Die Umbrüche in der Gesellschaft am Ende des 18. Jahrhunderts führten dazu, dass Musik auch in privaten Salons üblich wurde. Dadurch entstanden Bedürfnis und Markt für ungezählte Kammermusikkompositionen. Neben Mozart, der hierzu viel beitrug, unter anderen zwei Sonaten auf dieser Einspielung, gab es viele kleine Meister, die mehr oder weniger vergessen sind. Die Musikerinnen dieser Aufnahme haben hier aus Archiven in Dessau und Lübeck zwei Sonaten für Violine und Klavier von Friedrich Wilhelm Rust sowie zwei Kompositionen für Violine solo, Joseph Welsch zugeschrieben bzw. von Antoine Lacroix herausgefischt.
Diese Werke zeigen alle ihrem damaligen Zielpublikum entsprechend eine leicht fassbare Gestaltung, die aber auch virtuose Momente nicht auslässt. Eine vertiefte thematische Bearbeitung wie bei Symphonien war nicht beabsichtigt. Deshalb ist diese Musik sicher nicht tiefgründig, aber sehr unterhaltsam.
Diese unmittelbar ansprechende Kammermusik wird in ebenso einnehmender Weise durch die Geigerin Plamena Nikitassova und die Pianistin Aline Zylberajch mit frischer Brise durchweht. Sie spielen historische Instrumente von Jakobus Stainer bzw. ein Hammerklavier von Johann Andreas Stein und bieten damit eine weitere Komponente, um das zeitgenössische Kolorit zu beschwören. Nikitassova gestaltet die Violinstimme mit technisch versierter Lesart und sicherem Gespür für die Gestaltung der Kompositionen, indem sie pastellfarben tönt und elegant Verzierungen setzt. Zylberajch lässt den speziellen Klang des Hammerklaviers erblühen und trägt ihren nicht gerade unbedeutenden Anteil an den Komponisten mit Stilsicherheit bei.