15 Tracks hat diese Mozart-CD, aber der letzte ist länger als das ‘Et Incarnatus est’ aus der Messe in c-Moll, denn…er enthält noch ein Stück, das nicht auf dem Menü steht. Das ‘Incarnatus’ endet bei 7’41, ganze siebzehn Sekunden später, bei 7’58, folgt ‘Leck mich im Arsch’, ein sechsstimmiger Kanon von Wolfgang Amadé aus dem Jahr 1782, den er geschrieben haben soll, als ihm Alyosia Weber, die Schwester seiner späteren Frau Constanze, einen Korb gegeben hatte.
Dass dieses Stück gesungen wird, warum nicht, aber musste es unbedingt im ‘Incarnatus’-Track versteckt werden, wohin es nun wirklich nicht passt? Allerdings singt Sabine Devieilhe das Stück so deliziös, dass ihm vieles von seiner Grobheit genommen wird. Die Liebe und Verehrung für die Weber-Schwestern ist das Thema der CD, die die 1985 in Caën geborene Sopranistin als äußerst flexible und wandlungsfähige Interpretin zeigt, die lyrischen Schmelz ebenso auf ihre Stimmbänder auftragen kann wie die perlend virtuosen Koloraturen aus ‘Der Hölle Rache’. Ihre elegante Musikalität und ihr kultivierter Gesang in reinster Wiener Tradition erinnern an die junge Rita Streich. Die Stimme ist gut fokussiert, die Vokalführung tadellos, die Artikulierung vorbildlich. Ob mädchenhafter Charme gezeigt werden soll, mehr Dramatik, oder ‘süßer Schmerz’, Sabine Devieilhe ist nie um das richtige Darstellungselement verlegen.
Die Begleitung durch das Ensemble Pygmalion unter Raphaël Pichon ist vorzüglich.