Der 18-jährige kanadisch-chinesische Cellist Bryan Cheng und seine sechs Jahre ältere Schwester Silvie spielen seit 13 Jahren zusammen und tun es seit 2011 unter dem Namen ‘Cheng2Duo’ (Cheng Squared Duo). Ihre Audite-CD ‘Violoncelle Français’ beginnen sie mit einer streckenweise sehr introvertierten und poetischen, aufs Ganze gesehen sehr fantasievollen und persönlichen Interpretation der Cellosonate von Claude Debussy. So verwegen haben nicht viele Interpreten mit Debussys Gefühlen gespielt, nicht oft kommt das Experimentelle der Sonate so gut zum Ausdruck, in der Debussy seiner Wut über die Deutschen ebenso Ausdruck verlieh wie der über seinen vom Krebs geschwächten Körper. Dabei klingen die oft überraschenden Tempiwechsel und die harschen Einschüsse immer klangschön und nicht ruppig. Das eminent Französische, das Debussy im Sinn hatte (er notierte, dass er dieses Werk als eine Affirmation französischer Kultur sah und als Beweis dafür, dass nicht einmal 30 Millionen ‘Boches’ den französischen Geist zerstören könnten), ist sehr präsent.
Drei kantable Fauré-Stücke führen zu César Francks Sonate, die ja eine vom Komponisten autorisierte Bearbeitung der Violinsonate durch den Cellisten Jules Delsart ist. Auf seinem hell timbrierten Cello, das dem lyrischen Grundverständnis des jungen ‘Cellosängers’ sicher entgegen kommt, scheint Bryan Cheng mehr am Kantablen interessiert zu sein als an der Leidenschaftlichkeit der Musik. So kommt denn eine eher abgeklärte Version dieser Sonate zustande.
Mit zwei Lollipops, dem Allegro Appassionato und dem unvermeidlichen ‘Schwan’ von Camille Saint-Saëns geht diese durchaus interessante CD zu Ende, auf der Schwester Silvie dem jungen Bruder Bryan immer gerne den Vortritt überlässt, denn am Ende hat man vor allem den Eindruck, einen ganz außergewöhnlichen Cellisten gehört zu haben. Unsere Zeit ist wirklich, wie Bryans Kollege Pablo Ferrandez sagt, ein Goldenes Zeitalter für Cellisten.