Und schon wieder gilt es, auf einen herausragenden jungen polnischen Pianisten hinzuweisen. Lukasz Krupinski (*1992) beginnt seine erste Solo-CD bei Dux mit einer hinreißend gespielten Haydn-Sonate. Sein Spiel ist von einem verblüffenden Gestaltungsreichtum: er zeigt Haydns grenzenlose Fantasie in einer sehr lebendigen und facettenreichen Interpretation. Der Puls der Musik ist ungebrochen, der Klang farbenreich und das fein detaillierte Innenleben absolut faszinierend.
Die vier Chopin-Werke spielt Krupinski mit großer Klarheit und einer großen Ernsthaftigkeit, der Emotionalität nicht fremd ist, auch wenn ganz klar die Nachdenklichkeit dominiert. Und dennoch sind wir hier weit entfernt von kühler Sachlichkeit. Das zeigt nicht zuletzt das ‘Lento con gran espressione’, wo Krupinski in einen sehr hohen Grad an Poesie erreicht.
Die 2. Klaviersonate von Scriabin ist gut gewählt, um das Programm abzuschließen. Sie hat noch einiges von Chopin, und das ist gefährlich, weil man das Andante leicht bloß nachdenklich und beseelt oder gar prosaisch spielen kann. Krupinski aber differenziert und bringt auch die typischen Scriabin-Farben ins Spiel. Er schafft den Sprung über die Schranke, die Scriabins Musik von jener anderer Komponisten trennt, in Gefilde großer Intensität oder ins Zentrum der emotionalen Ruhe.