Erstaunlich: Kollege Alain Steffen hatte mit der Weigle-Aufnahme (voriger Beitrag) eine ganz spezielle Aufnahme der Alpensinfonie vorliegen, und zeitglich hatte ich eine nicht minder aparte Einspielung zu rezensieren.
Kent Nagano dirigiert die ‘Alpensinfonie’ von Richard Strauss an der Spitze der Symphoniker aus Göteborg, deren Erster Gastdirigent und Künstlerischer Berater er seit 2013 ist. Und dieses willige Orchester führt er in einer auffallend analytischen Lesart, die bewusst vom Programmatischen der Symphonie Abstand zu nehmen scheint. Nagano pflegt die Details nicht um ihrer anekdotischen Wirkung wegen, sondern weil sie ihm rein musikalisch wichtig erscheinen. Die Klangsezierung ist nicht ohne Wirkung, sie lenkt das Ohr auf eine Menge an Kleinigkeiten, die sonst gerne untergehen, und dazu gehören auch Notenmaterial der Kontrabässe, die ich noch nie so präsent in einer Aufführung dieser Komposition gehört habe. Das Illustrative der Alpensinfonie wird hier zur abstrakten musikalischen Studie.
Dafür hört man hier aber keinerlei dramatischen Effekte und ob der sehr kontrolliert und akribisch klar herausgearbeiteten Klangdetails vergisst man sogar das ganze Programm.