Der ‘Ciclo Brasileiro’ von Heitor Villa-Lobos beginnt mit zwei impressionistischen Stücken, ‘Plantio do caboclo’ und ‘Impressoes seresteiras’. Danach explodiert die Musik in einer Festmusik und einem frenetischen Tanz. Mit unglaublicher Virtuosität und ungestümem Drängen entfacht Andreas Woyke in seinem Klavier eine elektrisierende Musik, die den Teufel in der Hölle erschrecken dürfte.
Doch es kommt noch dramatischer in ‘Rudepoema’ (Wildes Gedicht, auch Rauhes Gedicht), das längste, virtuoseste und komplexeste Soloklavierstück von Villa-Lobos.
Marc-André Hamelin hat das Werk, das oft mit Stravinskys ‘Sacre du Printemps’ verglichen wurde, auf einer Hyperion-CD ungemein packend gespielt, doch Andreas Woyke überbietet ihn mit einem faszinierend leidenschaftlichen, bedrohlich zügellosen und berauschend eindringlichen Spiel. Der Hörer hat immer den Eindruck, Woyke müsse bei dieser unglaublichen Schubkraft irgendwann wirklich mit seinem Klavier abheben und aus dem Saal fliegen.
Der Wechsel zu Alberto Ginastera bringt für den Pianisten keine Erholung. Der erste Satz der Ersten Klaviersonate des Argentiniers ist von erregender Dramatik, und Woyke spielt ihn wie in Trance. Doch das ist noch nichts, verglichen mit dem Presto misterioso und dessen nervöser Triebkraft. Auch das Adagio ist bei Ginastera voller Leidenschaft und Eruptionen. Der Satz ist bei Woyke gut aufgehoben, denn er scheint ihn wie eine Feder zu benutzen, die aufgezogen wird, um im letzten Satz, einem Malambo-Tanz, Schleuderkraft zu ermöglichen. Diese findet sich auch im ersten und im letzten der drei ‘Danzas Argentinas’, während der mittlere Tanz sehr ruhig ist und es Woyke erlaubt, auch seine Sensibilität in feinsten Abstufungen zu zeigen.
Aber das Hauptmerkmal dieser SACD ist eben das Virtuose, und Andreas Woyke stellt sich dieser Tour de force mit unglaublicher Kraft und technischer Überlegenheit, und lässt die verschiedenen Stücke mit einer unbeschreiblich brillanten Verve erklingen.