Gabriel Fauré: Violinsonaten Nr. 1 und Nr. 2, César Franck: Violinsonate; Tedi Papavrami, Violine, Nelson Goerner, Klavier; 1 CD Alpha 273; Aufnahmen 11/2016, Veröffentlichung 05/2017 (74'58) – Rezension von Uwe Krusch
Politisch wird in der aktuellen Situation ein Schulterschluss zwischen Deutschland und Frankreich angestrebt, um die Entwicklung zu fördern. Die politische Zusammenarbeit war historisch eher die Ausnahme. Musikalisch waren die Differenzen bis Ende des 19. Jahrhunderts auch groß. Während Frankreich das Land war, in dem die Oper dominierte, war Deutschland für seine symphonische Musik, die Kammermusik und das Lied bekannt. Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich in Frankreich eine Gruppe von Komponisten, die auch für Frankreich den Acker dieser Bereiche bestellen wollte. Zu dieser Gruppe gehörten Fauré und Franck (wenn er auch Belgier war).
Gerade mit ihrer Kammermusik ist es ihnen eindrucksvoll gelungen, auch auf diesem Sektor in Frankreich eine reiche Ernte einzufahren.
Die Einspielung stellt die Violinsonaten der beiden Tonsetzer vor. Während das Werk von Franck ein Solitär ist, hat es Fauré am Anfang und am Ende seines Schaffens jeweils zu einem Werk dieser Gattung gebracht.
Typisch für den Stil von Fauré sind das gleichmäßige Fließen der Musik und die melodische Inspiration, was ihm insbesondere im Andante der ersten Sonate mit dem Gesang der Violine gelingt. Die zweite Sonate lässt Alter und Taubheit des Komponisten mit einem innigeren und einfacheren Stil erahnen. Zeitlich dazwischen entstand das Meisterwerk von Franck. Seinem Stil ist die freie Gestaltung im klassischen Rahmen eigen.
Die Einspielung von Tedi Papavrami und Nelson Goerner erschließt dem Zuhörer das Wesen dieser drei Werke unmittelbar. Sie pflegen ein intensives Zusammenspiel, ohne die Emotionen überborden zu lassen. Der albanische Geiger und der argentinische Pianist, zu denen im Beiheft kein Wort verloren wird, bilden ein ausgezeichnet harmonisierendes Duo, das die Sonaten mit Flair darbietet.
Tedi Papavrami and Nelson Goerner bring out the vitality and colour of the Violin Sonatas by Fauré and Franck without letting the emotions become too excessive. Their noble playing gives the listener the chance to fully experience the flair of the music.
