Wie so oft, wenn ein Dirigent sich dem Detail widmet und dabei ganz Bezauberndes erreicht, geht anderwärtig Kraft verloren. Das gilt auch für diese ‘Carmina Burana’-Aufführung, die besonders in der Chorarbeit oft faszinierende Wirkungen erzielt, aber im Großen und Ganzen an Präsenz und Prägnanz soviel vermissen lässt, dass ich letztlich keine Empfehlung dafür aussprechen kann.
Mit ihrem abgemagerten Klang tun einem die dünnen Geigen von Anima Eterna richtig leid, und der Rest des Orchesters klingt auch nicht besonders gut. Die Schlagzeuginstrumente werden oft dermaßen herausgestellt, dass sie ihre Klangrolle völlig unnatürlich spielen. Ein Musterbeispiel für eine fast das Ohr schmerzende Klanglichkeit ist das ‘Veris leta facies’: so unschön kann kein Frühling klingen. Mit dem ‘Primo Vere’ und dem ‘Uf dem Anger’ hat Immerseel überhaupt die größten Probleme, denn er achtet zu sehr auf die Musik und zu wenig auf den Text, denkt zu sehr Richtung Mittelalter und zu wenig an Orff.
Unter den Solisten beeindruckt Thomas Bauer stimmlich, aber interpretatorisch macht er m.E. dem Dirigenten zu viele Zugeständnisse. Uneingeschränktes Lob verdient der Tenor Yves Saelens während Yeree Suh sich tapfer schlägt.
Der sehr seitlich angelegten Tonaufnahme fehlt es auch an Korpus, so, dass man den Verstärker schon mit gut 10 dB stärker aussteuern muss als normal, um überhaupt ein einigermaßen präsentes Klangbild zu erzielen.
Für dieses Werk bleiben für mich Daniel Hardings Einspielung bei DG und die von André Previn bei EMI (vor allem wegen Barbara Bonney) die Referenzen.
On overall skinny performance of Carl Orff’s Carmina Burana, with no chance to make it into the first league.